Essen. . Ein schwedischer Krimi in Frankfurt. So kalt und düster wirkte Mainhattan selten. In dem ZDF-Krimi „Die Braut im Schnee“ (Montag, 20.15 Uhr) brilliert nicht nur TV-Fahnder Matthias Koeberlin.

Dieses Frankfurt liegt nicht am Main, sondern irgendwo in Schweden. Kalt, düster, in milchiges Licht getaucht, irgendwie ein bisschen unheimlich. Und kaum findet die Polizei die erste schrecklich zugerichtete Frauenleiche, wähnt man sich schon in einem dieser erbarmungslosen skandinavischen Krimis, die das Fernsehen überfluten. Aber siehe da, „Die Braut im Schnee“ (ZDF, 20.15 Uhr) ist ordentliche deutsche Handarbeit, wenn auch in Stil und Ton stark inspiriert von den Thrill-Experten aus dem hohen Norden.

Aber auch inhaltlich setzt sich Lancelot von Nasos Film von der sozialkritischen Hausmannskost ab, wie sie der „Tatort“ mittlerweile allzu häufig serviert. Das Buch nach dem Roman des beliebten Frankfurter Krimischreibers Jan Seghers setzt eher auf schnörkellose Härte und viel Atmosphäre drumherum.

Unverbrauchter Auftritt

Der junge Kommissar Robert Marthaler, dem Matthias Koeberlin einen erfrischend unverbrauchten Auftritt verleiht, muss mit seinem Team eine Serie rätselhafter Frauenmorde aufklären. Diese Mannschaftsarbeit in schmucklosen Büroräumen ist einem aus den Wallander-Krimis vertraut, auch wenn der Polizeichef (Peter Lerchbaumer) in diesem Fall eher Karikaturen amerikanischer, manchmal auch deutscher Produktionen entspricht: immer zu laut, dafür meistens schlecht informiert und ein bisschen ratlos, der Präsidiumsdepp halt. Eine Frau (Bernadette Heerwagen) mischt bei den Ermittlungen ebenfalls mit, und dass sie zu schlechter Letzt als Lockvogel für den sadistischen Killer herhalten will, gehört zu den weniger originellen Winkelzügen des Autoren. Trotzdem gelingt es dem Regisseur, gerade die Fallenstellerei durchaus spannend in Szene zu setzen. Das ist intensiver als deutscher TV-Standard und zudem nicht mit aufdringlicher Musik gepuscht, wie es Billig-Action bei RTL & Co. zu tun pflegt. Die Dialoge sind knapp, präzise, das Tempo bleibt hoch, ohne dass der Film je hektisch wird, das Ensemble leistet sich keine Mätzchen.

Natürlich gönnt der Film seinem Polizisten auch ein Privatleben, in dem er meist auf sympathische Weise scheitert, schon weil ihm die Zeit fehlt. Selbst wenn diesem Marthaler der nachdenklich melancholische Blick aufs Leben abgeht: Auch das eint ihn mit seinen schwedischen Kollegen. In einer der wenigen leichten Szenen immerhin läuft es mal gut für ihn. „Ich denk, ich geh’ nach Haus und versuch zu schlafen“, sagt er da in einer Kneipe. „Ich glaube, das werden Sie nicht tun. Ich glaube, Sie werden jetzt die fröhliche Thea Hollmann nach Hause begleiten und noch auf ein Glas Wein auf ihre Bude kommen“, antwortet die hübsche Pathologin. Man gönnt’s ihm.