Essen. . Forscher haben eine Korallen-Samenbank angelegt, um das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens eines Tages erneuern zu können. Denn eines der größten Naturwunder der Erde könnte durch veränderte Umweltbedingungen in seiner Existenz bedroht sein.

Die Forscher wollen nicht tatenlos zusehen, wie eines der größten Naturwunder der Erde langsam verschwindet. Denn schon kleine Veränderungen der Umweltbedingungen können die einmalige Artenvielfalt des Great Barrier Reefs vor der Ostküste Australiens gefährden. Deshalb haben Forscher nun eine Korallen-Samenbank angelegt, um das Meeresriff eines Tages erneuern zu können.

Im Zoo von Dubbo im Bundesstaat New South Wales froren sie Teile des Riffs bei minus 196 Grad Celsius ein: 70 Milliarden Spermien und 22 Milliarden Korallen-Embryos wurden in eine Wanne mit flüssigem Stickstoff eingelagert. Experten des Australischen Instituts für Meereswissenschaften arbeiten mit US-Forschern an einer Art künstlicher Fortpflanzung des Riffs.

„Das Great Barrier Reef ist in großer Gefahr wegen des globalen Klimawandels und wegen der Versauerung und Erwärmung der Gewässer“, sagt Projektleiter Rebecca Spindler. „Wir werden am Riff nie mehr eine so große genetische Vielfalt haben wie zurzeit. Das ist unsere letzte Gelegenheit, so viel wie nur möglich zu retten.“ Das über 2000 Kilometer lange Riff gilt als eine der artenreichsten Regionen der Welt, es ist der „Regenwald des Ozeans“. 400 der etwa 700 Korallenarten, 1500 Fischarten und 4000 verschiedene Weichtiere leben hier.

Weiße Kalkskelette

Viele Wissenschaftler glauben indes, dass das Riff in 80 bis 100 Jahren kaum noch an das Naturparadies von heute erinnern wird. Durch steigende Wassertemperaturen werde die Symbiose zwischen Algen und Korallen gestört. Sie bleichen aus und verhungern, erklärt der renommierte Korallenforscher Reinhold Leinfelder von der Humboldt-Universität Berlin. Aus der farbenprächtigen Unterwasserwelt wird stellenweise eine Wüste aus weißen Kalkskeletten. Im südlichen Bereich sei die Lage bereits kritisch.

Ziel der Samenbank ist es, eine genetische Reserve der Korallenarten zu erstellen, um auf die Entfärbung des Riffs vorbereitet zu sein. Neben hohen Temperaturen gefährden auch ins Meer gespülter Dünger und die Versauerung des Meeres die Lebenswelt des Riffs. Das Kohlendioxid in der Atmosphäre löst sich im Wasser, was wiederum das Wachstum der Korallen stört, so Leinfelder. Er begrüßt daher den Aufbau der Samenbank: „Das ist ein sinnvolles Projekt, ein neuer Ansatz, der so noch nicht versucht wurde.“ Er gibt aber zu bedenken: „Mit der Samenbank allein ist das Riff noch nicht gerettet.“