Washington. . 18 Super-Frauen mit Super-Körpern in Super-Bikinis, fotografiert von Super-Fotografen an Super-Stränden. Fertig ist die „Swimsuit Edition“ des Magazins „Sports Illustrated“, bei der jetzt wieder 70 Millionen Amerikaner ganz genau hinschauen werden. Auf dem Cover ist diesmal Kate Upton, die in die Fußstapfen der Supermodels Eva Herzigova, Elle Macpherson, Tyra Banks und Heidi Klum treten darf.

Kongress-Abgeordnete Fred Upton aus dem 6. Distrikt von Michigan gehört zu jenen Zeitgenossen, die den Klimawandel für einen ausgemachten Schmarrn halten. Oder für eine Erfindung von Greenpeace. Das wird ihn vor heißen Ohren und mancher Hitzewallung nicht schützen.

In den nächsten Tagen muss das Washingtoner Büro des Republikaners mit Anrufen und E-Mails aus dem ganzen Land rechnen; ausnahmsweise mal mit freundlichen. Nicht wegen ihm. Wegen seiner Nichte. Kate Upton, 19 Jahre, blond, in Michigan geboren, in Florida auf- und gut gewachsen, hat es genau an die Stelle geschafft, an die es auch schon Eva Herzigova, Elle Macpherson, Tyra Banks und Heidi Klum geschafft haben. An genau die Stelle, bei der demnächst knapp 70 Millionen zahlende Amerikaner erfahrungsgemäß mehr als einmal sehr genau hinsehen: auf die Titelseite der neuen Ausgabe von „Sports Illustrated“. Regelmäßig im Februar lässt das mit rund 25 Millionen Lesern wichtigste Magazin der Republik, das sonst dem üblichen Dreiklang Football, Baseball, Basketball lauscht, den Sport links liegen und widmet sich den wirklich schweißtreibenden Themen.

18 Super-Frauen mit Super-Körpern in Super-Bikinis, fotografiert von Super-Fotografen an Super-Stränden. Fertig ist die „Swimsuit Edition“, die Bibel der Bademode und Badenixen, das vermutlich gesellschaftlich akzeptierteste, meistanmännerverkaufte Magazin der Vereinigten Staaten. Ein Gedankenimport aus der alten Welt. Andre Laguerre, einst Wegbegleiter des französischen Präsidenten Charles de Gaulle, führte von 1960 bis 1974 bei „SI“ die redaktionellen Geschäfte. Weil dem lebenslustigen Franzosen im Winter auflagenstarke Sportereignisse fehlten, bat er die junge Moderedakteurin Jule Campbell um die Inszenierung von attraktivem Ersatz, der Kasse macht.

Eine gebürtige Berlinerin, Babette March, ließ sich 1964 zur Premiere im Flachwasser von Cozumel unter mexikanischer Sonne ablichten. In ei­nem weißen Zweiteiler, der mit den Bikinis von heute so viel gemein hat wie ein Zelt mit einem Taschentuch. Eine Sensation war geboren. So sensationell, dass Hunderte Abonnenten im seinerzeit noch prüderen Amerika entweder empört die „SI“ abbestellten oder deren Macher als Schmuddelbrüder verunglimpften.

Bar Refaeli mit Nadal

Die Emotionen haben sich eingependelt. Die „SI“-Bademoden-Edition ist Kulturgut wie Thanksgiving. Über die Jahre ist die erste Seite des aufwändig gemachten und in über 20 Länder exportierten Magazins, das im Konzern Time Warner zu den Cash-Kühen gehört, zum Karrieresprungbrett für badeanzügliche Super-Models geworden. Die aktuelle Ausgabe ist seit Dienstag am Kiosk. Und mancherorts schon vergriffen. Das Heft hat neben gewohnt sittsam geschriebenen und fotografierten Geschichten aus der Welt des Sports (das israelische Top-Model Bar Refaeli darf mit Tennis-Crack Rafael Nadal, Basketball-Star Chris Paul und Weltklasse-Schwimmer Michael Phelps posieren) 17 junge Frauen zum Inhalt, die an Orten in Australien, Sambia, Panama, Florida und auf den Seychellen sehr schön ausgeleuchtet wurden – http://sportsillustrated.cnn.com. Wie die Entscheidung zum Seite-1-Foto zustande kam, ist wie immer Betriebsgeheimnis. Im Fall von Kate Upton ist vielleicht zu sagen, dass sie als Model der Schlüpferfirma Victoria’s Secret eine Spur zu sexy erschienen und darum abgelehnt worden sein soll. Sieht Mann.