Braunschweig. Es liest sich wie ein Märchen: Ein anonymer Spender verteilt in Braunschweig seit einigen Wochen Bargeld an Familien und soziale Einrichtungen.
In Niedersachsens zweitgrößter Stadt rätselt man über einen anonymen Wohltäter - er wirft Geld in dicken Bündeln in die Briefkästen von Organisationen und Institutionen, die dringend Geld benötigen. Inspiration erhält er dabei offensichtlich aus der Lektüre der "Braunschweiger Zeitung", die mittlerweile fast täglich über die Spenden berichtet. Gestern wurde vier weitere Großspenden des Anonymus bekannt. Er bedachte die Gemeinden der vier Braunschweiger Innenstadtkirchen St. Andreas, St. Katharinen, St. Martini und St. Michaelis. Die Gesamtspendensumme erhöht sich damit bereits auf 168 500 Euro. Auch die Opferhilfe, die Braunschweiger Tafel, die Sternsinger und weitere Kirchengemeinden wurden mittlerweile beschenkt. Juristen erklären, dass solche anonymen Schenkungen rechtens sind und angenommen werden dürfen.
Alle vier neu bekannt gewordenen Spenden – dreimal 10 000 und einmal 8500 Euro – erreichten die Kirchen bereits wenige Tage vor Weihnachten. Bislang war der Eingang nur innerhalb der Gemeinden beziehungsweise der Kirchenvorstände bekannt gemacht worden.
Die vier Pastoren Peter Kapp, Werner Busch, Friedhelm Meiners und Christoph Berger erklären unisono, sie hätten die Anonymität des Spenders wahren wollen. Jetzt, da die Kette der Erstaunlichkeiten jedoch nicht abreiße, so Katharinen-Pastor Werner Busch, wolle man auch öffentlich Dank sagen. In allen jetzt neu aufgetauchten Fällen hatte der anonyme Spender das Geld jeweils in einem weißen Umschlag hinterlegt. In keinem der Umschläge fand sich diesmal ein Verwendungshinweis. Für die vier Kirchengemeinden gilt: Die Freude über die Spenden ist groß, sie werden als Geschenk begriffen. In St. Andreas gibt es Überlegungen, mit dem Geld eine neue Beleuchtungsanlage zu finanzieren. St. Katharinen und St. Martini wollen ihre Spenden für neue Projekte verwenden, in St. Michaelis steht eine Entscheidung des Kirchenvorstands über einen Verwendungszweck noch aus.
Das Interesse der Öffentlichkeit ist riesengroß, mittlerweile berichten auch zahlreiche überregionale Medien über die märchenhafte Geschichte aus Braunschweig. „Wer ist der gute Geist von Braunschweig“, fragt etwa der „stern“ in seiner Online-Ausgabe. Die „Süddeutsche Zeitung“ interviewte Pfarrer Kopkow, der 10 000 Euro bei den Liederbüchern gefunden hatte.
Fernseh-Teams von ARD und ZDF drehten beiträge in der Braunschweiger Redaktion, RTL und der niederländische Rundfunk haben sich ebenfalls angekündigt. Bei einigen Beschenkten hatte der anonyme Spender mit Artikeln aus der Braunschweiger Zeitung auf den gewünschten Verwendungszweck hingewiesen. Die Zeitung berichtet auch weiterhin ausführlich über das Braunschweiger Spenden-Märchen.