Berlin.. Der Popautor darf mit seiner Late-Night-Show in die Verlängerung. Zwölf neue Folgen „Stuckrad Late Night“ strahlt ZDFneo ab Donnerstag aus. Zu Gast bei Stuckrad-Barre sind wieder ausschließlich Größen aus der Politik. Und damit die sich vor der Kamera ordentlich locker machen, greift der Moderator tief in die Trickkiste.

Der Mann ist Allergiker. Er verträgt keine Hausstaubmilben und keine Langeweile. Das merkt man seiner Late-Night-Show an: Benjamin von Stuckrad-Barre liefert eine halbe Stunde vor Mitternacht entstaubtes Unterhaltungsfernsehen für Nachteulen - schräg, schnell, verspielt. Diese Woche startet die zweite Staffel auf ZDFneo.

Und um was geht’s? Stuckrad-Barre sitzt schmalschultrig am großen Konferenztisch von „Ulmen Television“. Die Berliner Produktionsgesellschaft seines Schauspieler-Freundes Christian Ulmen (“Jonas“, „Männerherzen“) steckt hinter der Show. Es ist ein Jungstraum aus der Abteilung „Weißte, wozu ich mal Lust hätte...?“ Also bitte, um was geht’s? „Um Wahrheit.“ Oh Mann. „Oder zumindest um wahrhaftige Momente. Soweit das im Fernsehen überhaupt möglich ist.“

Vom Popautor zum Kokainsüchtigen

Der 37-Jährige hat die Wahrheitssuche schon woanders betrieben - in Büchern, Platten und Filmen. Mit seinem Debütroman „Soloalbum“ (1998) bewarb sich Stuckrad-Barre erfolgreich um den Titel des bekanntesten deutschen Popautors, wenige Jahre später demontierte sich der Literaturstar selbst mit seiner öffentlich durchlebten Kokainsucht. Dann wurde es still. Heute lebt Stuckrad-Barre in Berlin-Mitte, beobachtet die Republik und schreibt für die Springer-Blätter.

50.000 Zuschauer sahen die letzte Folge der ersten Staffel von „Stuckrad Late Night“. Das ist wenig - gemessen an den Talkrunden der Großsender. Doch wer im jungen Tochterprogramm des ZDF solche Werte einfährt, darf in die Verlängerung. Zwölf weitere Folgen von „Stuckrad Late Night“ (donnerstags, ZDFneo 23.30 Uhr) sind geplant. Und das Fernziel? Stuckrad-Barre direkt nach der heute-Sendung? Der Mann grinst: „Statt der heute-Sendung!“

Gezielte Selbstblamage führt zum Ziel

Der Gastgeber will wieder ausschließlich Politiker empfangen. Nicht die allererste Garde, aber doch bekannte Namen: Ex-Minister Michael Glos, der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude oder Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer haben zugesagt. Stuckrad-Barre betreibt mit ihnen die Wahrheitssuche wie ein neugieriges Kind: „Ich will wissen: Was ist denn das für ein Typ? Wie geht’s dem gerade so? Und wie geht’s zu Hause? Versteht er die Gegenwart und kann er dem Publikum und mir dabei gegebenenfalls behilflich sein?“ Er will kein Besserwisser sein, sondern bloß nahe liegende Fragen stellen. „Es geht nicht darum, jemanden vorzuführen. Das mache ich zuallererst mit mir selbst.“

Die Methode: Er macht sich lächerlich, damit sich die anderen locker machen. Denn, sein Respekt vor den Gästen ist groß. „Ich bewundere Politiker sehr. Das ist jetzt völlig unironisch. Ich kann mir keinen härteren Beruf vorstellen. Jedes falsche - und erst recht jedes richtige - Wort kann die Märkte beunruhigen. Oder die Merkel. Und kein Wochenende, keine Pause. Die Hölle.“

Mindestens durchs Fegefeuer geht der Late-Night-Talker im Moment selbst: Stuckrad-Barre ist Co-Autor von Helmut Dietls Kinofilm „Zettl“, mit dem sich der Altmeister nach „Kir Royal“ und „Rossini“ als großer Gesellschaftssatiriker zurückmelden wollte. Doch der Film fiel durch - bei den Kritikern und auch beim Publikum.