Essen. . Der kleine Sender Main TV bringt Wettermoderator Jörg Kachelmann am Freitag zurück auf den Bildschirm. Ein neuer Anfang. Nach zwei Jahren ist der 53-Jährige wieder im Fernsehen zu sehen. Die Veröffentlichung seines Buches „Mannheim“ hat er verschoben. Es heißt, es seien noch juristische Fragen zu klären.

Er kann wohl nicht davon lassen. Vom Wetter ohnehin nicht, aber offenbar auch nicht vom Fernsehen. Heute Abend, 17.30 Uhr, wird Jörg Kachelmann erstmals seit knapp zwei Jahren wieder als Wetter-Moderator im Fernsehen zu sehen sein. Via Kabel und Satellit bei Main TV im Raum Aschaffenburg. 120 000 Haushalte schalten den Sender regelmäßig ein. Das ist nicht gerade viel, für Kachelmann jedoch könnte es ein Anfang sein. Der Mann ist schließlich für seine Hartnäckigkeit bekannt.

Kachelmann und die Medien. Inzwischen muss man das wohl eine Hass-Liebe nennen. Kein Tag vergeht, an dem sich der 53-Jährige nicht darüber auf Twitter auslässt, seine Häme ausschüttet. Während seines Prozesses, in dem ihm vorgeworfen wurde, seine frühere Freundin mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben, sah er sich „durch den Dreck gezogen, seinen Ruf ruiniert“, so Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker.

Seit seinem Freispruch im Mai rächt er sich, indem er nun schon knapp einhundert Verfahren gegen Verlage und Journalisten führte. In erster Linie gegen den Springer-Verlag mit Bild und Bild.de sowie gegen Burda mit Bunte und Focus. „Unsere Erfolgsquote liegt bei 95 Prozent“, sagt Höcker. So dürfen heimlich aufgenommene Fotos, die ihn während der Untersuchungshaft im Hof des Gefängnisses zeigen, nicht mehr veröffentlicht werden, sowie Details seines Sexuallebens, die nichts mit dem Prozess zu tun haben. Auch Alice Schwarzer musste Niederlagen einstecken. Sie, die ausgerechnet für die nicht eben als Sperrspitze des Feminismus agierende Bild-Zeitung den Prozess kommentierte, darf zum Beispiel nicht mehr behaupten, Kachelmann habe fünf oder mehr Frauen die Ehe und Kinder versprochen.

„Mannheim und Schwetzingen sind nicht überall“

Auch auf Twitter tobt sich der Wettermann aus. Das Flapsige, das die Fernseh-Zuschauer so liebten, ist geblieben, „Phettkopfs Ekelzeitung von Friedes Gnaden spinnt vollends. Erst Horrorwinter, dann Tropenwinter, dann gar kein Winter, jetzt Bibberwinter“, karikiert er die Bild, den Chefredakteur und dessen Frisur. Was nicht fernsehtauglich wäre, twittert sich genüsslich.

Es spricht jedoch auch eine gewisse Bitterkeit aus seinen Tweets. Etwa wenn er am 18. Januar postet: „Mannheim und Schwetzingen sind nicht überall. Es gibt noch Orte, wo man Respekt vor der deutschen Justiz haben kann...“. Angehängt ist ein Artikel über einen Vergewaltigungsprozess in Coburg, in dem der Angeklagte nach zehn Monaten Haft entlassen wird, die Frau, die ihn bezichtigt und offenbar gelogen hat, noch im Gerichtssaal festgenommen wird.

Ein vom Wetter Besessener ist er bei alldem geblieben. Meteomedia, seine Schweizer Firma mit 100 Mitarbeitern, ist inzwischen auch auf den Philippinen mit einer Wetterstation vertreten. Ihre Unwetter-Warnungen bietet sie per SMS und App. „Wenn Kachelmann rät, in der Silvester-Nacht mit Schirm nach draußen zu gehen, kann man sich sicher sein, dass es in Augsburg regnen wird“, lobt Chefredakteur Marco Maier. Dessen Sender Radio Primavera hatte als erster in Deutschland Kachelmann wieder zum öffentlichen Auftritt verholfen. Seit März, also bereits während des Prozesses, kündigt der Deutsch-Schweizer dort regelmäßig das Wochenend-Wetter an. Im Dezember, bei einem Besuch Kachelmanns in Augsburg, fragten sie ihn dann, ob er für sie nicht auch Fernsehen machen könne. „Wir haben ihn ganz spontan und frech gefragt. Und zu unserer Überraschung sagt er zu“, sagt Marco Maier.

Breiter Ehering

Wie das aussehen wird, kann man sich bei „Kachelmann-Wetter“ auf You Tube ansehen. Kachelmann winterlich in Parka und Schal, fliegende, selbst bemalte Blätter in die Kamera haltend, die er mit Schweizer Akzent erläutert. An seiner linken Hand glänzt ein breiter Ehering. Denn, wie seine Anwältin Andrea Combé bereits am Rande des Prozesses in Mannheim bestätigte, hat Kachelmann Mirjam geheiratet. Jene Studentin, die ihn bei seiner Festnahme vor zwei Jahren am Flughafen erwartete.

Kachelmann also macht wieder Fernsehen. Sein Abschied, das betont er twitternd, sei schließlich kein freiwilliger gewesen. Nicht er habe beendet, das Kapitel sei für ihn beendet worden.