Essen. . Er gibt einen Geiselnehmer, einen Asi ohne Niveau, brutal, aber nicht ohne Zärtlichkeit: Armin Rohde begeistert mit dem Thriller „Alleingang“ im Ersten.

Im Zweiten schiebt er seit Jahren „Nachschicht“ und geht als Kommissar Erichsen auf Gangsterjagd. Im Ersten aber wird Armin Rohde heute selbst zum Verbrecher. Natürlich nicht zu einem gewöhnlichen natürlich, sondern zum „King“, einer zu lebenslanger Haft verurteilten ehemaligen Kiez-Größe, die im „Alleingang“ (ARD, 20.15 Uhr) aus dem Knast ausbricht, um abzurechnen mit dem Polizisten, der ihn einst hinter Gittern brachte.

Für Rohde kein Problem. Gut oder Böse, das ist ihm egal. „Jede Rolle ist wie ein kleiner Bruder für mich. Ich versuche sie zu beschützen. Ich muss nur das Gefühl haben, dass ich als Schauspieler gefordert bin.“ Hier hatte er es. Schon nach den ersten Seiten des Drehbuches. „Dann habe ich keine Sekunde gezögert zuzusagen.“

Obwohl er nicht gerade unter Langweile gelitten hat in den vergangenen Monaten. In einer neuen „5 Freunde“-Verfilmung hat er mitgespielt und unter der Regie von Hollywood-Star Steven Soderbergh auch in dem Medizin-Thriller „Contagion“. Und natürlich hatte er auch wieder „Nachtschicht“, die zehnte mittlerweile. „Ja“, sagt Rohde, „aber der ,Alleingang’ lag mir sehr am Herzen.“

„King“ ist zwar ein Asi ohne Niveau, aber alles andere als eindimensional. Verzichtet sprachlich weitgehend auf die Benutzung von Artikeln und Fremdwörtern, grölt aber auch mal Sätze, die bei aller Schlichtheit fast schon philosophischen Charakter besitzen. Große Klappe hat er, zeigt aber auch Gefühl. Gerne überraschend.

„Brutal“ nennt Rohde seine Filmfigur, „aber auf gewisse Art auch zärtlich“. Ein schlichtes Gemüt, das seine Physis einsetzt, weil der Intellekt nur selten reicht, um sich durchzusetzen. Ein Schwerverbrecher, der im Laufe der Zeit dennoch fast schon sympathisch wird. „Darüber habe ich mich selbst gewundert“, gibt Rohde zu.

Einen Zug hat der King sich erpresst. Und Hauptkommissar Josef Zuckmaier (Alexander Held), der ihn vor Jahren zur Strecke brachte, muss einsteigen. Dabei hat der Mann schon genug Probleme am Hals. Vor allem, weil seine Frau Sonja (Maria Schrader) vor einiger Zeit mit seinem besten Freund und Kollegen Schübel (Matthias Koeberlin) durchgebrannt ist. Ruhe will Zuckmaier, doch King will reden, auf die Pauke hauen, in die Schlagzeilen kommen. Kreuz und quer rauscht der Zug dabei durch die Lande und wird dabei zum Schauplatz eines beeindruckenden Zweikampfes zwischen Männern, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Frisur selbst geschnitten

Mit viel Action und schnellen Schnitten fängt er an, dieser Alleingang. Doch wer einen Thriller nach amerikanischem Vorbild erwartet, wird überrascht. Denn fast wie ein Kammerspiel für zwei Personen geht der Film 90 Minuten später zu Ende. Mit langen Kamera-Einstellungen und besinnlicher Musik. Lässt man sich darauf ein, wird man mit einem außergewöhnlichen guten Stück Fernsehen belohnt, in dem Rohde viel Gelegenheit bekommt zu brillieren.

„Ich mache mir keinen Plan für meine Rollen“, sagt der 56-Jährige. „Aber je besser das Drehbuch ist, desto schneller kommen mir Phantasien und Gedanken zu der Figur, die ich spielen soll.

Bei der Umsetzung beweist der gebürtige Gladbecker auch gerne Mut zur Hässlichkeit. Die völlig verschnittenen Haare des „King“ etwa, die hat Rohde ganz alleine zu verantworten. „Die Friseurin hat sich nicht so richtig getraut“, erinnert er sich. „Da habe ich dann selbst zur Maschine gegriffen.“