Karlsruhe. Weil er die Drogeriemarkt-Kette dm erpresst haben, will die Staatsanwaltschaft einen 26-Jährigen für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis schicken. In seinem Keller fanden die Ermittler Materialien zur Herstellung von 150 Kilogramm Sprengstoff. Der Mann soll auch ein Bombenattentat auf das Stadion von Borussia Dortmund vorbereitet haben.

Der Erpresser der Drogeriemarktkette dm soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen versuchter räuberischer Erpressung und Verstößen gegen das Waffengesetz für dreieinhalb Jahre hinter Gitter. Der 26-Jährige habe mit seinen Bombendrohungen im Jahr 2010 die Verletzung und Tötung von Kunden sowie Mitarbeitern hingenommen. Der frühere Chemiestudent sei im vollem Umfang schuldfähig, lautete am Montag die Begründung des Oberstaatsanwalts Rüdiger Rehring vor dem Karlsruher Landgericht.

Die Verteidigung dagegen forderte eine zweijährige Strafe auf Bewährung.

Die Behauptung des Angeklagten, er sei aufgrund eines angeblichen sexuellen Missbrauchs im Alter von zehn Jahren traumatisiert und daher auf der Suche nach Anerkennung, hielt die Staatsanwaltschaft indes für "eine große Lügengeschichte". Zwei Gutachten würden das bestätigen. Der Angeklagte sei schon bei früheren Gelegenheiten durch detailreiche und glaubwürdige Fantasiegeschichten aufgefallen.

Sechs Sprengkörper im elterlichen Wohnzimmer deponiert

Unbestritten sei indes, dass der 26-Jährige im Keller seiner Eltern zahlreiche Chemikalien gehortet habe, mit denen etwa 150 Kilogramm Sprengstoff hätten hergestellt werden können, sagte Rehring weiter. Sechs Sprengkörper habe der Mann sogar im elterlichen Wohnzimmer in Krefeld deponiert.

Die Anklage widersprach außerdem einem Gutachten, nachdem der geständige Erpresser womöglich unter dem Asperger Syndrom leide. Der Angeklagte habe keine typisch autistische Gefühlsarmut gezeigt. Mit der Wirkung seiner Drohungen habe er vielmehr ein "außerordentliches Gefühl für die Ängste anderer" bewiesen, führte die Staatsanwaltschaft weiter aus.

"Bei den Bomben handelte es sich lediglich um Attrappen"

Der Anwalt des 26-jährigen führte noch einmal das Geständnis seines Mandanten im Laufe des Prozesses an und betonte, dass die Sprengsätze nur Attrappen gewesen seien: "Es gab zu keinem Zeitpunkt Bomben, alles andere ist Effekthascherei", sagte der Verteidiger.

Die Taten seien Versuche der räuberischen Erpressung, allerdings "ohne Bereicherungsabsicht". Nicht zuletzt weil sein verängstigter und verunsicherter Mandant - er sitzt seit 29. März 2011 in U-Haft - sich seinen seelischen Problemen stellen wolle, sei Strafe von höchsten zwei Jahren zur Bewährung angemessen, allerdings mit der Auflage sich behandeln zu lassen.

26-Jähriger soll auch Anschlag auf BVB-Stadion geplant haben

Der Angeklagte vergrub während der Verlesung der Plädoyers zeitweise sein Gesicht in den Händen. Ihm seien die Dimensionen seines Handelns nicht klar gewesen. Unabhängig vom Urteil wolle er eine Therapie machen, sagte er.

Der 26-Jährige war im März 2011 in Dortmund in einem anderen Zusammenhang festgenommen worden. Er soll das Bundeskriminalamt schriftlich vor einem Anschlag auf das Dortmunder Stadion gewarnt haben, den er aus Sicht der Ermittler selbst vorbereitet hatte. Ein sprachlicher Abgleich der Briefe brachte die Behörden dann auf die Drogeriemarkt-Erpressung. Das Urteil wird für kommenden Freitag, 20. Januar, erwartet. (dapd)