Essen. . Sie sind die Frauen an der Seite mächtiger Männer, jetzt streben sie selbst nach der Macht: Jetzt gaben mit Doris Schröder-Köpf und Michelle Müntefering gleich zwei Ehefrauen bekannter Politgrößen ihre Absicht bekannt, in der Landes- und Bundespolitik mitzumischen. In Deutschland ist es bisher noch nicht vorgekommen, dass die Frau eines ehemaligen Staatsmannes Karriere im Politbetrieb machen will. Anders in den USA.
Sie sind die Frauen an der Seite mächtiger Männer, jetzt streben sie selbst nach der Macht: In dieser Woche gaben mit Doris Schröder-Köpf und Michelle Müntefering gleich zwei Ehefrauen bekannter Politgrößen ihre Absicht bekannt, in der Landes- und Bundespolitik mitzumischen. In Deutschland ist es bisher noch nicht vorgekommen, dass die Frau eines ehemaligen Staatsmannes Karriere im Politbetrieb machen will. Anders in den USA; wo Hillary Clinton bei den letzten Präsidentschaftsvorwahlen zwar an Barack Obama scheiterte, aber nun als Außenministerin die Interessen des Landes vertritt.
Von der Ehefrau zurPräsidentin Argentiniens
Zuvor war sie die Frau an Bill Clintons Seite, der von 1993 bis 2001 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war. Besonders in den Fokus geriet das Paar durch die Sex-Affäre Bill Clintons mit der Praktikantin Monica Lewinsky. Trotzdem hielt die First Lady ihrem Mann die Treue – und löste damit so manches Kopfschütteln aus. Wie kann sie nur… „Ich habe niemals Bills Liebe zu mir angezweifelt“, sagte sie später.
Hillary Clinton ist das Paradebeispiel dafür, dass Frauen aus dem Schatten ihrer mächtigen Männer springen und ihren eigenen Weg einschlagen können. Wenn sie denn überhaupt in Bills Schatten gestanden hat. Hillary habe seine Karriere stets befördert, hieß es. Ihr Mann machte im Wahlkampf 1992 selbst keinen Hehl daraus: „Wer mich wählt, bekommt zwei Clintons zum Preis von einem“, sagte er.
Auch in Argentinien hat es die einstige Primera Dama ins höchste Amt geschafft. Seit 2007 ist Cristina Fernández Kirchner Präsidentin des Landes – und eiferte damit ihrem Mann Nestor Kirchner nach, der von 2003 bis 2007 die Geschicke des Landes als Staatsoberhaupt lenkte. Nestor Kirchner starb 2010 überraschend nach einem Herzinfarkt. Seither trägt Cristina bei öffentlichen Auftritten ausnahmslos Trauer. Die Kirchners waren aber nicht das erste Präsidentenpaar in Argentinien. Schon 1974 beerbte Isabel Perón als Präsidentin ihren Mann Juan – einen Tag nach seinem Tod.
In Deutschland trat bisher keine Frau dermaßen in die Fußstapfen ihres mächtigen Mannes. Doris Schröder-Köpfs SPD-Kandidatur für den niedersächsischen Landtag im kommenden Jahr dürfte die erste dieser Art sein. Politisch ist sie ein eher unbeschriebenes Blatt, auch wenn sie, wie es hieß, Gerhard Schröder (SPD) als Bundeskanzler beraten haben soll. Ihren Schreibtisch ließ sie dazu ins Kanzleramt hieven. Selbst den Begriff „Agenda 21“ soll sie geprägt haben. Vor rund einem Jahr sorgte sie für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass Doris Schröder-Köpf Aufsichtsratsmitglied bei Karstadt werden soll. Damals deutete sie in der „Bild“-Zeitung an, dass die Rolle als Ehefrau eines einst mächtigen Politikers – seit 1997 ist sie mit Gerhard Schröder verheiratet - sie nicht ausfülle. Das will sie nun ändern. Ob ihr dies gelingt, ist offen. Denn die Wahl zur Abgeordneten ist kein Selbstläufer. Parteiintern muss sie sich erst gegenüber der bisherigen Landtagsabgeordneten Sigrid Leuschner behaupten, die seit 1994 für die SPD im niedersächsischen Landtag sitzt.
Auch Michelle Müntefering, die 31 Jahre alte Ehefrau des ehemaligen SPD-Vizekanzlers, muss sich gegen eine Konkurrentin innerhalb der Sozialdemokraten durchsetzen. Die Herner Stadtverordnete Anke Hildebrand bemüht sich ebenfalls um ein Bundestagsmandat im Wahlkreis Herne/Bochum II. Michelle Müntefering, geborene Schumann, engagiert sich schon lange in der Politik. Sie ist Ratsmitglied der Stadt Herne und dort schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. 2004 wurde sie als jüngstes Mitglied in den Landesvorstand der NRW SPD gewählt, wo die gelernte Kinderpflegerin und freie Journalistin „Münte“ kennenlernte. 2009 gab sie dem einstigen Vizekanzler auf der Zeche Zollverein in Essen im kleinen Kreise ihr Jawort.