Essen/Wuppertal. . Ein Insolvenzverwalter sucht die Postadresse von Lothar Matthäus. Er will ihm eine Klage zustellen. Nach WAZ-Informationen werfen Anwälte dem zweimaligen Weltfußballer vor, sich um eine Geldeinlage in der Velberter BHM Verwaltungs-Bau GmbH & Co. KG gedrückt zu haben, die 2011 Insolvenz anmeldete.

Wo ist Lothar Matthäus, wenn man ihn ausnahmsweise mal braucht? Dass er sich in Beziehungen nicht allzu lange aufhält, ist bekannt. Und wer seine Trainerstationen aus den letzten fünf Jahren aufzählen kann, ist reif für Jauchs Millionenfrage. Wie schwer es aber nun wirklich ist, den umherschwirrenden Franken ausfindig zu machen, wenn man nicht jede Party abklappert und mal beim Stangl­wirt in Kitzbühel anruft, haben die Insolvenzverwalter Runkel Schneider Weber aus Wuppertal erlebt. Deren Anwalt Hardo Siepe hat den 50-Jährigen sogar mit Detektiven suchen lassen. Um ihm eine Klage zuzustellen.

Zum Inhalt sagt Siepe nichts. Nach WAZ-Informationen werfen die Anwälte Matthäus vor, sich um eine verpflichtende Geldeinlage in der Velberter BHM Verwaltungs-Bau GmbH & Co. KG gedrückt zu haben, die vergangenes Jahr Insolvenz angemeldet hat. An dem Unternehmen war auch Paul Breitner beteiligt, er soll seinen Pflichtanteil bezahlt haben.

Das Wuppertaler Landgericht hat das Zivilverfahren zugelassen, am 3. Mai soll Matthäus vor der 2. Kammer für Handelssachen Farbe bekennen. Gerichtssprecher Thorsten Anger sagte, eine öffentliche Entsendung sei angeordnet worden, „nachdem der Kläger glaubhaft machen konnte, dass sich eine zustellungsfähige Anschrift und der Aufenthaltsort von Lothar Matthäus nicht ermitteln lasse und alle privaten Zustellversuche an ihn selbst oder an Vertreter gescheitert sind“.

„Wir haben einen Anwalt beauftragt“

Die Benachrichtigung sei am 30. Dezember an die Gerichtstafel neben der Landgerichtsbibliothek geheftet worden. Da kommt Matthäus zwar nicht so oft vorbei. Aber, so Anger: „Die Zustellung gilt mit Ablauf eines Monats nach dem Aushang als bewirkt.“

Matthäus’ Berater Wim Vogel sagte, weder er noch Matthäus wüssten, worum es gehe. „Wir haben einen Anwalt beauftragt, das mal für uns zu klären.“ Ein Insolvenzverwalter habe sich nie bei ihm gemeldet. „Stimmt nicht“, kontert Siepe. Nur: Bis zu Vogel sei er nie durchgekommen, und der habe nie zurückgerufen. Sonst hätte der ihm sagen können: Lothar Matthäus’ Erstwohnsitz ist in Budapest. Ungarns Nationalelf hatte er 2004 und 2005 auch mal trainiert. Flüchten musste er danach offensichtlich trotzdem nicht.

Siepe probierte es aber zunächst in München, bei den Bayern war der Lothar doch schließlich lange Kapitän, und in der Allianz Arena hockt er doch auch immer wieder. Das Einwohnermeldeamt in München habe ihn nach mehreren Anfragen mit der Antwort beschieden, Matthäus lebe nicht mehr an der Isar, sondern sei nach Israel abgemeldet.

Israel? Ja, da war er natürlich auch mal. Von Juli 2008 bis April 2009 versuchte er es bei Maccabi Netanya. Gut möglich, dass man sich dort an das kurze Gastspiel sogar noch erinnert. Aber selbst ein Lothar Matthäus sitzt nicht zwei Jahre später noch irgendwo herum, um auf eine Klagezustellung zu warten.

Matthäus hält sich in Hotels im In- und Ausland auf

Also versuchte es Siepe wieder in München. Mit einem Gerichtsvollzieher, der sich beim FC Bayern in der Allianz Arena prompt ein Hausverbot eingefangen haben soll. Klubsprecher Markus Hörwick beteuert, man wisse von nichts.

Siepe ließ jedenfalls nicht locker. Und schickte die Detektive am 19. November zum Spiel der Bayern gegen Borussia Dortmund und am 22. November zum Champions-League-Kick gegen Villareal. In der Tiefgarage hätten sie auf ihn gelauert. Vergeblich. Kam der Lothar etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Nicht mal in der Davidoff-Lounge tauchte er auf.

Die eingeschalteten Spürnasen, so Siepe, hätten lediglich ermittelt, dass sich Lothar Matthäus in wechselnden Hotels im In- und Ausland aufhalte. Gute Arbeit.