Essen. . Vor 20 Jahren sendete der MDR seinen ersten Tatort. Am Sonntag läuft die 57. Folge. Im Zentrum: Ein Fotograf und Kriegsberichterstatter, der seine traumatischen Erlebnisse nicht los wird.

Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren, am 19. Januar 1992, ermittelten Kain (Bernd Michael Lade) und Ehrlicher (Peter Sodann) erstmals für den MDR. 45 Folgen hielten sie durch, bis sie im Mai 2008 von dem Duo Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) abgelöst wurden. In der Episode „Todesbilder“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr, lösen die beiden ihren inzwischen zwölften Fall.

In der Hochzeitsnacht wird das Brautpaar Annika und Peter brutal ermordet. Zunächst gerät ihr frustrierter Ex-Freund Florian (Jürgen Malchow) ins Visier der Ermittler. Aber auch Annika Onkel, der Fahrlehrer Horst Baumann (Peter Kremer), der einst einen heftigen Streit mit Annikas Vater hatte und zur Hochzeit nicht eingeladen war, erscheint Keppler und Saalfeld recht dubios. Nicht zu vergessen der Fotograf Roman Rustaveli (Merab Ninidze).

Eine Aura depressiver Selbstzerstörung

Rustaveli, ein Jugendfreund von Saalfeld, arbeitet für eine Leipziger Zeitung und macht am Tatort Fotos. Nach einem weiteren Mord an der jungen Abiturientin Kerstin (Lea Ruckpaul) taucht Rustaveli ebenfalls auf. Neben der Leiche findet Keppler zudem eine Verschlusskappe, die auf Rustavelis Kamera zu passen scheint.

Mit der Figur des Rustaveli bedient Drehbuchautor und Regisseur Miguel Alexandre, der für seine „Grüße aus Kasmir“ 2005 einen Grimme-Preis erhielt, die sozialkritische Komponente, die scheinbar jeder Tatort liefern muss. Rustaveli, der traumatisierte Kriegsfotograf, wird die Bilder des schrecklichen afrikanischen Bürgerkriegs in seinem Kopf nicht mehr los. Er schleppt sie mit sich rum und verbreitet eine Aura depressiver Selbstzerstörung.

Evas Kreuzzug für die Wahrheit

Ein wenig klischeehaft, zugegeben. Aber so kann Simone Thomalla ihren heldenhaften Kreuzzug für die Wahrheit weiterführen: Überführte sie in der letzten Folge ihren Vater als Stasi-Schergen, so streitet sie jetzt um die Unschuld ihres Ex-Lovers.

Wirklich fesselnd ist die 57. Tatort-Ausgabe aus Leipzig nicht. Richtig schlecht aber auch nicht. Durchschnittsware halt. Passend. Denn im Ranking der 18 Tatort-Ermittler landen die Leipziger mit einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 8,4 Millionen auf Platz elf. Zwischen dem Spitzenreiter aus Münster, deren ungleiches Duo Thiel und Boerne durchschnittlich zehn Millionen Zuschauer erreicht, und dem letzten, dem Tatort aus Luzern, mit knapp sieben Millionen.