Paris. .
Die Franzosen mögen allerlei Gründe haben, sich über ihren sprunghaften Präsidenten zu mokieren. Seine Gattin Carla Bruni-Sarkozy hingegen erfreut sich größter Beliebtheit im Volke. Doch nun weist ihre nahezu tadellose Bilanz als „Première Dame“ nach vier Jahren erste Makel auf. Das linke Polit-Magazin „Marianne“ streut den Verdacht, in ihrer Wohltätigkeits-Stiftung sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen.
Der konkrete Vorwurf: Als Botschafterin des renommierten „Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria“ soll die Präsidentengattin persönlich dafür gesorgt haben, dass einem guten Freund Aufträge in Millionenhöhe zugeschanzt wurden. Beim Empfänger dieser Hilfsgelder handelt es sich um den Musiker und Komponisten Julien Civange, der sich in der „Stiftung Carla Bruni-Sarkozy“ engagiert und sogar über ein eigenes Büro im Elysée-Palast verfügt. Als sich der Präsident und das singende Ex-Mannequin vor vier Jahren in einer privaten Hochzeitszeremonie das Ja-Wort gaben, fungierte Julien Civange als Trauzeuge. Dem „Marianne“-Bericht zufolge erhielten verschiedene Kommunikationsfirmen des Sängers rund 3,5 Millionen US-Dollar (2,7 Millionen Euro) des Globalen Fonds – „am Rande der Legalität, ohne öffentliche Ausschreibung und auf Drängen der Première Dame“.
Vorwürfe wie diese besudeln nicht nur das saubere Kleid der „Première Dame“, in Zeiten des Wahlkampfs gefährdeten sie auch die Wiederwahl ihres Gatten.
Kampf gegen die Ausbreitung von HIV
Deshalb ließen die Dementi nicht lange auf sich warten. Sowohl der in Zürich ansässige Globale Fonds, als auch die „Carla Bruni-Sarkozy-Stiftung“ verwiesen die Vorwürfe ins Reich der Fabel. Sie seien „inkorrekt und irreführend“, heißt es in einer Erklärung des Fonds. Und die First Lady betont in einer persönlich unterzeichneten Erklärung auf der Internetseite der Stiftung, dass der Verwaltungsrat zweimal im Jahr gewissenhaft die Bücher unter die Lupe nehme. Carla Bruni schwört: „Das Rechnungswesen ist sauber.“
Der „Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids“ stellt klar, im Laufe von 18 Monaten lediglich 580 000 Euro unmittelbar an Civange und seine vier Mitarbeiter überwiesen zu haben. Die 2010 ins Leben gerufene Kampagne lief unter dem Titel „Born HIV free“ und sollte dazu beitragen, die Übertragung des Virus von werdenden Müttern auf das Kind zu verhindern. In Begleitung der Milliardärin Melinda Gates, der Frau von Microsoft-Gründer Bill Gates, setzte sich Carla Bruni-Sarkozy damals in einer Reise durch afrikanische Länder für die Ziele ihrer Aids-Hilfe ein.
Bruder starb an Immunschwächekrankheit
Der Globale Fonds beziffert den Etat der von der Bruni-Sarkozy-Stiftung unterstützten Kampagne auf 2,2 Millionen Euro. Der Kampf gegen die Ausbreitung von HIV zählt zu den Herzensanliegen der französischen First Lady, deren Bruder Virginio vor sechs Jahren an der Immunschwächekrankheit verstarb.
In die Kritik ist zuletzt auch der Generaldirektor des Global Fonds geraten, der französische Physikprofessor Michel Kazatchkine. Auf der letzten Verwaltungsratssitzung im vergangenen November in Ghana musste sich Kazatchkine schwere Vorwürfe für Management-Fehler gefallen lassen. Dem Vernehmen nach drängen die Amerikaner auf die sofortige Absetzung des Franzosen. Doch diese erwirkten offenbar einen Aufschub bis zum 22. Mai 2012, damit die „Causa Kazatchkine“ nicht den französischen Präsidentschaftswahlkampf überschattet.