Kap Arkona. Mit einer gemeinsamen Schweigeminute haben mehr als 50 Besucher an Rügens Kap Arkona der vermissten Katharina N. gedacht. Der Vater des zehnjährigen Mädchens dankte den seit Tagen aktiven Such- und Rettungsteams. Unterdessen ist es an Rügens Steilküste erneut zu einem Abbruch von Kreide gekommen.
Mit einer gemeinsamen Schweigeminute haben am Samstag mehr als 50 Besucher an Rügens Kap Arkona der vermissten Katharina N. gedacht. Vor der ehemaligen Nebelsignalstation an der Absturzstelle hielten die Teilnehmer der traditionellen Silvester-Sturmwanderung für einen Moment inne. Am Montag waren mehrere Tausend Kubikmeter Kreide aus der 38 Meter hohen Steilküste gebrochen. Dabei wurde das aus Brandenburg stammende Mädchen vermutlich verschüttet.
Putgartens Pfarrer Christian Ohm sagte in einer kurzen Ansprache, die Gedanken der Menschen auf Rügen gelten an diesem letzten Tag des Jahres in besonderem Maße der Familie des zehnjährigen Mädchens. Für den Abend war ein Ufergottesdienst in der historischen Kapelle des nahegelegenen früheren Fischerdorfes geplant. Das übliche Höhenfeuerwerk an den Arkona-Leuchttürmen hatte die Gemeinde für dieses Silvester abgesagt.
Vater der vermissten Katharina dankt Rettungshelfern
Der Vater des nach einem Küstenabbruch am Kap Arkona vermissten zehnjährigen Mädchens, Bernd N., hat den seit Tagen aktiven Such- und Rettungsteams gedankt. Die Männer und Frauen, die unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens nach seinem Kind suchten, verdienten seinen Dank und seine Anerkennung, sagte er am Samstag der Nachrichtenagentur dapd.
Trotz des Leides, das seine Familie in diesen Stunden ertragen müsse, sei es ein Trost zu sehen, wie viele Menschen Anteilnahme an ihrem Schicksal nähmen. "Der Schmerz ist ungeheuerlich. Aber es ist tröstend und guttuend zu sehen, dass in unserer Gesellschaft die Menschen in der Not so sehr zusammenrücken und einander helfen", sagte er weiter.
Bernd N. hatte am Freitag die Absturzstelle am Strand der Arkona-Steilküste besucht und mit Vertretern der Gemeinde und des Katastrophenstabes gesprochen. Er sagte, er hoffe sehr, dass die Suche nach Katharina bald wieder aufgenommen werden könne. Zuvor hatte er seine aus Nordbrandenburg stammende Frau und seine 14-jährige Tochter im Klinikum Greifswald besucht, die den Kreideabsturz überlebt hatten. Den beiden gehe es den Umständen entsprechend, sagte er.
Erneut bricht Kreide an Rügens Steilküste ab
Innerhalb weniger Tage ist es an Rügens Steilküste erneut zu einem Abbruch von Kreide gekommen. Dieses Mal sei der Bereich der Wissower Klinken betroffen, teilte ein Polizeisprecher in Neubrandenburg mit. Menschen seien nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht betroffen. Der Abbruch ereignete sich um 14.16 Uhr. Die genaue Menge konnte zunächst nicht geschätzt werden, weil dichter Nebel die Sicht sehr einschränkte.
Erst am Montag waren am Kap Arkona mehrere Tausend Kubikmeter Kreide aus der 38 Meter hohen Steilküste gebrochen. Dabei wurde ein aus Nordbrandenburg stammendes Mädchen am Strand vermutlich verschüttet. Seine Mutter und Schwester wurden verletzt. Die in der Nacht zum Freitag unterbrochene Suche am Strand wurde wegen des gestiegenen Wasserpegels vorerst nicht fortgesetzt. Mit einer gemeinsamen Schweigeminute haben am Samstag mehr als 50 Besucher an Rügens Kap Arkona der vermissten Katharina N. gedacht.
Polizei weist Urlauber und Einwohner auf Gefahren hin
Laut Wettervorhersage wird bis 1. Januar ein Pegelstand von 70 Zentimetern über dem Normalpegel bestehen bleiben. Aufgrund der feuchten Wetterlage kommt es laut Polizei immer wieder zu nicht vorhersehbaren kleineren, aber auch größeren Abbrüchen. Folglich weisen die Beamten die Urlauber und Einwohner auf der Insel Rügen nochmals ausdrücklich auf die Gefahren hin, die Spaziergänge unterhalb der Steilküsten in sich bergen. Die Polizei möchte, dass Warnungen und Absperrungen ernst genommen werden, wie es am Samstag weiter hieß.
An den Wissower Klinken unmittelbar neben dem Königsstuhl im Nationalpark Jasmund brechen seit Jahren immer wieder zig Kubikmeter Kreide ab und stürzen auf den darunter liegenden Strand. Im Februar 2005 etwa lösten sich große Teile der Wissower Klinken von der Steilküste. Etwa 50.000 Kubikmeter Kreide fielen damals in Brocken auf den Strand. Rügen verlor damit eines seiner Wahrzeichen. Nahe der Wissower Klinken hatte es zuletzt im Sommer 2011 Abbrüche gegeben. (dapd)