Sehr früh fliegen in diesem Jahr die Maikäfer. Annika Sophie Höfner (10) fand vier Summsemänner im Harpener Burgholz. Zusammen mit ihrem Großvater Harry Hoffmann sammelte sie die Käfer auf einem Feldbuchengebüsch.
Auch Annikas Oma Eleonore Hoffmann freute sich über den Fund: „Ich habe schon so lange keine Maikäfer mehr gesehen", erzählte sie. Trotzdem erinnerte sie sich noch gut, wie sie als Kind die Tiere in einem Schuhkarton, zusammen mit Feldbuchenblättern aufbewahrt hatte. Am liebsten fressen die Maikäfer übrigens Eichenblätter.
Nach einer Nacht im Karton wurden die Krabbeltiere dann wieder in die Freiheit entlassen. Als Startbahn stellte sich Annika zur Verfügung. Vergnügt beobachtete sie, wie die braunen Insekten Luft unter ihre Flügel pumpten und dann losflogen, vielleicht ja wirklich in Richtung „Pommerland”?
Wie viele Pflanzen scheinen es auch die Maikäfer nach diesem kalten Winter ziemlich eilig zu haben, denn bis zum Maibeginn sind es ja noch mehr als zwei Wochen. Wahrscheinlich hat die Sonne der letzten Tage die Insekten vorzeitig geweckt.
Die meiste Zeit ihres Lebens wohnen die Maikäfer unter der Erde, allerdings als Engerlinge. Ungefähr vier Jahre fressen die madenähnlichen Larven Wurzeln, bevor sie sich verpuppen und zum Käfer werden. Das ausgebildete Insekt wird dann aber nur vier bis sieben Wochen alt. Weil die meisten Summsemänner einer Region gleichzeitig schlüpfen, gibt es nur etwa alle vier Jahre viele Maikäfer. Außerdem gab es bisher alle 30 bis 40 Jahre eine Maikäferplage. Die Gründe dafür sind aber noch unbekannt.
„Früher haben wir öfter mal Maikäfer gesehen", erinnerte sich Eleonore Hoffmann, „schön, dass Annika jetzt auch mal einen gefunden hat". Den Rückgang der Maikäferpopulation besang auch schon Reinhard Mey mit seinem Lied „Es gibt keine Maikäfer mehr" - das ist inzwischen 35 Jahre her. Er erinnerte damit an die Bekämpfung des Insekts mit dem Insektizid DDT.
Bis zum 20. Jahrhundert begegnete man den gelegentlich auftretenden Plagen auf pragmatische Art: man aß die Insekten. In Frankreich war die Maikäfersuppe ein beliebtes Gericht. „Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil", schrieb auch die Fuldaer Zeitung 1925.