Koblenz.. Nach der Räumung der Koblenzer Innenstadt ist am Sonntag eine Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft worden. 45.000 Menschen mussten die Häuser verlassen. Experten vom Kampfmittelräumdienst waren mehr als zwei Stunden mit dem fast 1,8 Tonnen schweren Blindgänger beschäftigt.
Es könnte auch ein alter Heizöltank sein, der da am Rheinufer unweit der Koblenzer Innenstadt aus dem Wasser lugt. Doch das rostige runde Dings, das vor Kurzem dank des ungewöhnlich niedrigen Wasserstandes des Rheins entdeckt wurde, ist ein unangenehmes Stück Weltkrieg: Eine fast 1,8-Tonnen schwere britische Luftmine. Sie sorgte an diesem Sonntag für Groß-Alarm in der Stadt. Am Nachmittag gegen 15:50 Uhr kam die Entwarnung: Die Bombe wurde entschärft - auch eine unweit entdeckte amerikanische Fliegerbombe. Mehr als zwei Stunden waren die Experten vom Kampfmittelräumdienst damit beschäftigt.
Wegen der Entschärfung der Luftmine hatten bis Sonntagmorgen 45.000 Koblenzer ihre Wohnungen geräumt. Ab 6.30 Uhr fuhr die Bundeswehr durch die Straßen und forderte die Anwohner über Lautsprecher auf, bis spätestens 9 Uhr ihre Häuser zu verlassen. Staus bildeten sich nicht. Anschließend gingen rund 1000 Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Feuerwehr von Tür zu Tür und klingelten, ob tatsächlich jeder die Sperrzone verlassen hat.
"Wenn die Mitarbeiter sehen, dass sich noch Menschen in den Häusern aufhalten und nicht aufmachen, wird der Schlüsseldienst gerufen", sagte Rainer Klug, Leiter der Ordnungsamtes. Zur Not würden Bewohner gegen ihren Willen rausgeholt.
Bahnverkehr eingestellt
Die Bombenentschärfung sollte ursprünglich gegen Mittag beginnen, war aber auf 15 Uhr verschoben worden, um ganz sicher zu gehen, dass sich niemand Unbefugtes mehr in der Sperrzone aufhält. Um 13:37 Uhr hieß es dann, die Entschärfung habe begonnen. Um 15:48 Uhr meldete die Feuerwehr laut Koblenzer Rheinzeitung, die Bombe ist entschärft.
Die Räumung weiter Teile der Stadt war eine der größten Evakuierungsaktionen in der deutschen Nachkriegszeit. Über 2500 Helfer waren den ganzen Tag im Einsatz. In der 106.000-Einwohner-Stadt wurde auf beiden Flussseiten der Bahnverkehr eingestellt, zudem mussten drei Bundesstraßen gesperrt werden. In den vergangenen Tagen wurde bereits damit begonnen, sieben Altenheime, zwei Krankenhäuser und ein Gefängnis mit 200 Insassen zu räumen. Die Behörden bilanzieren alleine am Sonntag 520 Krankentransporte aus Altenheimen und Privatwohnungen.
Die 1,8 Tonnen schwere britische Mine mit drei Zündern wurde vor zwei Wochen wegen des Niedrigwassers im Rhein gefunden. Bevor die Luftmine unschädlich gemacht wird, musste sie trockengelegt werden. Dazu errichteten in den vergangenen Tagen Helfer einen Damm aus 350 Sandsäcken. Neben der Luftmine liegen noch ein Nebelfass und eine kleinere amerikanische Fliegerbombe, die ebenfalls unschädlich gemacht werden müssen.
Unterdessen hatten Spaziergänger nur wenige Kilometer entfernt vom Fundort womöglich ein weiteres Nebelfass im Rhein entdeckt. Es werde nun geprüft, ob es sich dabei tatsächlich um ein Fass mit gefährlichen Chemikalien aus dem Zweiten Weltkrieg handelt, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagmittag in Bendorf. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, wird auch dieses Nebelfass gesprengt.
Ganz abgeschlossen war die Entschärfung am Nachmittag noch nicht. Ein in der Nähe der Luftmine entdecktes Nebelfass musste noch gesprengt werden. Erst danach wollten die Behörden die Sperrzone auflösen. (dapd/WE)