Essen.. Hannelore Hoger ist Bella Block, und sie liefert kein Wohlfühl-Fernsehen ab. Das Publikum liebt sie dennoch. Am Samstag klärt die inzwischen pensionierte Kommissarin ihren 30. Fall.

Der Film fällt gleich mit dem Schrecken ins Haus. In Zeitlupe und zu düsterer Trauermusik sehen wir Bella Block den Tatort in Gestalt eines Fischrestaurants betreten, sehen ihr Entsetzen beim Anblick der jungen Toten, der man ein Messer ins Herz gebohrt hat. „Bella Block – Stich ins Herz“ (ZDF, Samstag, 20.15 Uhr) ist denn auch der doppeldeutige Titel dieses 30. Films mit der Hamburger Ermittlerin, die ihre aktive Laufbahn beendet hat, nichtsdestotrotz jedoch weiter ihre Nase erfolgreich in polizeiliche Angelegenheiten steckt.

Der Anfang ist ein Vorgriff, eine Art Hinweis auf unabänderliches Schicksal. Er überschattet all das, was wir nun zu sehen bekommen. Das außereheliche Glück des verheirateten Architekten Max Klöckner (Sebastian Koch) mit der blutjungen Caroline (Annika Blendk) beispielsweise, die ein Kind von ihm bekommt. Aber auch die anfängliche Ahnungslosigkeit der Ehefrau (großartig: Anna Schudt), die nur durch einen dummen Handy-Zufall von der Affäre Kenntnis bekommt. Man muss nicht mehr betonen, dass es sich bei der Toten um die schwangere Geliebte handelt.

„Je älter ich werde“, hört man Hannelore Hoger als Bella über die Bilder des Gewaltverbrechens sprechen, „umso schwerer fällt es mir, den Abstand zu den Opfern zu wahren.“ Besonders in diesem Fall: Das Opfer Caroline kannte sie schon als kleines Kind, mit Margit, der Tante des Kindes (Maren Kroymann), ist sie seit Ewigkeiten befreundet. Margit ist gerade in Hamburg, um an der Uni eine Gastvorlesung zum Thema „Gibt es ein Mörder-Gen?“ zu halten. Eine Ansicht, die Bella bei aller Liebe zur Dozentin nur als waghalsigen Unfug betrachten kann.

Dass das Böse sich im Gegenteil überall ausbreiten kann, will Drehbuchautor und Regisseur Stephan Wagner uns vielleicht ein wenig zu sinnfällig vor Augen führen. Wenn Architekt Max von der Arbeit am trauten Einfamilienhaus ankommt, droht der Himmel schon bedrohlich in Schwarz-Grau. Und dass er beteiligt ist am Bau der krisengeschüttelten Elbphilharmonie will wohl auch kein gutes Zeichen sein. Max ist zu sehr Feigling, um seiner Gattin alles zu gestehen, er täuscht ihr im Gegenteil weiter Liebe vor. „Torn Between Two Lovers“ spielt ihm das wissende Autoradio vor, die Eskalation der Ereignisse ist schließlich nicht mehr aufzuhalten.

Ein Kotzbrocken

Wie Anna Schudt die zunächst verstörte, dann verletzte und schließlich die Realität rigoros verdrängende Ehefrau spielt, das unterstreicht die anhaltende Qualität der Bella-Block-Filme. Die Geliebte des Gatten wird der Kindergärtnerin ohne eigene Kinder schließlich zur Nemesis, sie glaubt Carolines Gesicht überall zu sehen, ob als Krankenschwester, Nachbarin oder gar daheim im Badezimmerspiegel neben sich.

Ein Wort noch zu Jörg Hartmann, der hier seinen fünften Auftritt als Dienststellenleiter mit Ruhrpott-Idiom und Bella-Phobie absolviert. Wenn der Schauspieler demnächst als neuer Dortmunder „Tatort“-Kommissar aktiv werden sollte, wird er diese Kotzbrocken-Figur noch lange mit sich herumschleppen.