Vancouver. Hollywood liebt Kanada. Es ist - aus Sicht der Amerikaner - so schön billig dort. Das gilt beispielsweise für die Twilight-Saga. Für die Region Vancouver ist sie ein Segen: Die Kino-Reihe lockt Touristen.

Irgendwo hier haben sich Bella und Edward das Ja-Wort gegeben. Am Ende einer Schotterstraße, auf einem Wald in der Nähe vom Telegrafenmasten Nummer 119. An einer Fichte hängt noch ein Schild: „Privatgelände! Zutritt verboten!“ Es ist vergessen worden.

Bella und Edward sind längst weg. Ebenso die illustre Hochzeitsgesellschaft: die Familien Cullen und Swan, die Vampire und die Werwölfe. Auch der eifersüchtige Jacob hat sich wieder beruhigt und ist mit dem Rest des Rudels davongezogen.

Dafür ist Christine Kilpatrick da. Die Kanadierin hat ihren Mini-Van im Wald geparkt und erklärt ihren Gästen: „Als Bella und Edward hier waren, ich sage es euch, da war hier der Teufel los: Polizei, Blaulicht, Hubschrauber – das ganze Programm.“

Wenn die Mittvierzigerin von Bella spricht, meint sie Kristen Stewart, Edward ist natürlich Robert Pattinson, und Jacob wird von Taylor Launtner gespielt. Die drei Hollywood-Stars haben ganz in der Nähe wichtige Teile des neuen Twilight-Films „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht“ gedreht. Der vierte Teil der Vampir-Saga läuft am morgigen Donnerstag in Deutschland an und dürfte wie seine Vorgänger zum Kassenschlager werden.

In den USA hat die Folge am ersten Wochenende bereits über 100 Millionen Euro eingespielt – der fünftbeste Filmstart aller Zeiten.

In der neuen Folge werden Bella, die verträumte Teenagerin, und Edward, der schüchterne Vampir, heiraten. Jacob, der muskelbepackte Indianerjunge, hat das Nachsehen. Der Ort des Geschehens: ein mit einer Eisenkette abgesperrtes Grundstück in Squamish, eine Autostunde nördlich von Vancouver.

Das ist zwar alles schon ein paar Monate her, und die Filmkulisse, das sogenannte Cullen Haus, ist längst abgebaut. Außer einer Bretterbude ist nicht mehr viel zu sehen. Doch Christine und ihren Kunden ist das egal. Sie folgen den Spuren ihrer Stars – und nur darauf kommt es ihnen an.

Christine ist Fremdenführerin. Mehr noch: Sie ist Boulevardjournalistin, Informantin und Paparazza – immer auf der Jagd nach Stars und den neuesten Gerüchten, die sie umgeben. Nebenbei bringt sie in ihrem Privatwagen Fans aus aller Welt zu den Drehorten bekannter Hollywood-Filme, die oft rund um Vancouver produziert werden, weil es dort weniger kostet als in Kalifornien. So auch „Breaking Dawn“.

Sieben Wochen lang waren Bella, Edward, Jacob & Co. im Winter und Frühjahr rund um Vancouver im Einsatz. Im Squamish haben sie die Hochzeitsszenen gedreht, an einem See am Highway 99 ein paar Stunts an einer Klippe, in den Regenwäldern des Capilano Parks im Norden von Vancouver die Verfolgungsjagden der Vampire, an einsamen Stränden auf Vancouver Island die Versammlungen der Werwölfe

Die Landschaft an der Pazifikküste kommt jenen Orten nahe, die Twilight-Autorin Stephenie Meyer in ihren Bestsellern beschreibt: Meist ist es verregnet, stürmisch, mystisch – ein perfekter Ort für Vampire. Die Twilight-Filme „New Moon“ und „Eclipse“ wurden komplett im Westen Kanadas gedreht. Auch heute ist der Tag nebelverhangen. Christine ist mittlerweile vor einem roten Holzhaus angelangt. Es steht in Port Coquitlam, einem Vorort von Vancouver. Die Farbe der Hütte blättert ab, im Vorgarten rosten Autos vor sich hin. Es ist „Jacob’s Haus“. Normalerweise gehört es einem Landwirt. Im März hat er es für zwei Wochen an Summit Entertainment vermietet, die Produktionsfirma von Twilight.

Wegen rechtlicher Fragen darf Christine keine Werbung mit dem Filmnamen machen, sonst droht eine Klage aus Hollywood. Für Twilight-Freaks wie Sheila ist das kein Problem: In Internet-Foren oder Blogs sind sie bestens organisiert, auch Christine ist immer online. So tragen sie alle die neuesten Infos und Gerüchte über ihre Stars in Sekundenschnelle um die Welt.