Rom. . Der Papst küsst einen Imam: Mit diesem Motiv hatte Benetton Werbung machen wollen. Der Vatikan reagierte empört auf Schock-Kampagne. Jetzt zieht das italienische Modeunternehmen die Fotomontage zurück. Ein weiteres Motiv: Merkel küsst Sarkozy.

Das italienische Modeunternehmen Benetton hat die Fotomontage eines Kusses zwischen Papst Benedikt XVI. und dem ägyptischen Imam Ahmed el Tajjeb zurückgezogen. Das Modehaus habe die „Gefühle der Gläubigen“ nicht verletzen wollen, hieß es in einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung. Die katholische Kirche hatte verärgert auf die Schock-Kampagne reagiert und mit geeigneten Gegenmaßnahmen gedroht.

Es war ein überraschendes Bild: Papst Benedikt XVI., den Kopf leicht nach links geneigt, presst seine Lippen an die des ägyptischen Imams, der einen Arm von hinten um den Hals des Papstes legt. Benetton ließ das riesige Plakat vorübergehend unweit des Vatikans an einer Brücke vor der Engelsburg aufhängen und fotografieren.

Vatikansprecher Federico Lombardi brachte den Ärger der Kirche über die Montage zum Ausdruck. Die Bilder seien „absolut unannehmbar“ und würden das Bildnis des Heiligen Vaters für kommerzielle Zwecke ausnutzen, sagte er. „Es zeigt einen schweren Mangel an Respekt gegenüber dem Papst, einen Angriff auf die Gefühle der Gläubigen“, empörte sich Lombardi. Auch der Chef des katholischen Fernsehverbands in Italien, Luca Borgomeo, verurteilte die Reklame und forderte, dass diese zurückgezogen wird.

US-Präsident Obama küsst chinesischen Kollegen

Weitere Bilder der Kampagne unter dem Titel „Unhate“ („Nicht-Hass“) zeigen ähnliche Küsse zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem chinesischen Kollegen Hu Jintao sowie zwischen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy geben sich einen zwar leidenschaftsarmen, eher spitzmündigen Kuss. Ein Entwurf mit einem Kuss zwischen Merkel und dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi wurde nach der Bekanntgabe von Berlusconis Rücktritt am Wochenende nicht in die Kampagne aufgenommen. Die „Unhate“-Bilder sind weltweit in Filialen der Modekette sowie in Zeitungen, Zeitschriften und auf Internetseiten zu sehen.

Benetton teilte nach der Rücknahme des Papst-Bildes mit, in der neuen Werbekampagne gehe es „ausschließlich um den Kampf gegen die Kultur des Hasses“. Es handele sich um eine „konstruktive Provokation“, erklärte Vize-Unternehmenschef Alessandro Benetton zuvor in einer Presskonferenz. Ziel sei es, „das Ideal der Toleranz weithin sichtbar zu machen“. Das Unternehmen verfolge soziale Ziele und setze sich aktiv für humanitäre Angelegenheiten ein. Dies habe „nicht auf andere Weise global kommuniziert werden können“. Die Modefirma hatte bereits in den 1990er Jahren mit schockierenden Werbekampagnen für Aufsehen gesorgt. (afp)

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