Essen. . Die Suchmaschine Google erinnert mit einem Doodle an eine der größten Forscherinnen aller Zeiten. Vor 144 Jahren wurde Marie Curie geboren, zweifache Nobelpreisträgerin und Pionierin der Naturwissenschaften. Vor 100 Jahren wurde sie mit dem Chemie-Nobelpreis geehrt.

Zu wenige Frauen studieren Physik und Chemie, heißt es. Zu Lebzeiten von Marie Curie (1867 - 1934) war das nicht anders. Doch die Powerfrau aus Warschau setzte sich durch in der „Männerwelt Wissenschaft“. Sie studierte Mathe und Physik an der Sorbonne in Paris, entdeckte später mehrere bis dahin unbekannte radioaktive Elemente wie Radium und Polonium und leistete Bahnbrechendes in der Nuklearphysik. 1903 bekam Marie Curie zusammen mit ihrem Mann Pierre Curie den Nobelpreis für Physik, 1911 den Nobelpreis für Chemie.

Für ihre Forschung über die Radioaktivität musste Curie offenbar einen hohen Preis zahlen. Sie litt an Anämie und starb 1934 an den Folgen ihrer schweren Erkrankung. Die Vermutung liegt nahe, dass ihre Forschungsarbeiten in einem Zusammenhang mit dieser Krankheit standen.

Heimlich studiert

Mehrfach-Nobelpreisträger sind selten. Aber dass eine Frau gleich zwei dieser Auszeichnungen erhält und das ausgerechnet in den „Männerdomänen“ Physik und Chemie ist extrem ungewöhnlich. Bisher gelang dies keiner anderen Frau. Dabei waren ihre Start-Chancen in die Welt der Forschung eher schlecht: Marie Curie kam als Marya Sklodowska in Warschau zur Welt. In Polen bzw. im Russischen Kaiserreich blieb Frauen die hohe akademische Bildung verwehrt. Ihre Eltern, beide Lehrer, achteten dennoch darauf, dass ihre Tochter Marie und ihre vier älteren Geschwister gute Schulen besuchten. Mit 15 schaftte sie als Klassenbeste das Abitur, las auch anschließend fleißig Bücher, arbeitete als Privatlehrerin in verschiedenen Haushalten und bildete sich in der heimlich organisierten „Fliegenden Universität“ in Warschau weiter. Doch erst der Sprung nach Paris ermöglichte Marie Curie eine einmalige wissenschaftliche Karriere. An der renommierten Hochschule Sorbonne studierte Curie Mathematik und Physik. Während des Studiums lernte sie auch ihren späteren Mann Pierre kennen, der an ihrer Seite viele richtungsweisende naturwissenschaftliche Experimente durchführte. Sie schaffte es sogar, ihren Beruf und die Erziehung ihrer beiden Töchter unter einen Hut zu bringen.

Als Doktorandin hatte Marie Curie das Glück, für den den Physikprofessor Antoine Henri Becquerel arbeiten zu können. Der experimentierte mit Uran, und das Ehepaar Curie „klinkte“ sich in die Strahlungs-Forschung des bekannten Professors ein. Die Curies interessierten sich unter anderem für die Eigenschaften der schwarzen Pechblende, ein radioaktiv strahlendes Mineral. Marie Curie entdeckt in der Pechblende nicht nur Uran, sondern auch bis dato völlig unbekannte Strahlungsquellen: Radium und Polonium. Nach dem Unfalltod Pierres im Jahr 1906 führte Marie Curie die Forschungsarbeit des Paares alleine weiter. Sie übernahm den Lehrstuhl ihres Mannes und war damit die erste Frau, die an der Sorbonne lehrte. Zwei Jahre später, 1908, wurde sie ordentliche Professorin an dieser Universität. Gesundheitliche Probleme begleiteten Marie Curie über viele Jahre. Depressionen gehörten dazu und diverse Schwächeanfälle. Der Kontakt mit starken Strahlungsquellen war für sie fast alltäglich. Wie gefährlich die Radioaktivität war, deren Namen sie prägte, war damals nicht oder kaum bekannt.

Führerschein gemacht

Im Ersten Weltkrieg machte sich Marie Curie um die medizinische Versorgung verwundeter Soldaten verdient. Sie stattete Sanitätswagen mit Röntgengeräten aus, die in der Nähe der Front stationiert wurden. Wieder brach sie mit Konventionen und mischte sich in damalige „Männerangelegenheiten“ ein. Sie machte den Führerschein und fuhr ihre Sanitätswagen selbst.

Nach den Krieg widmete sich Marie Curie der Leitung des Radium-Institutes in Paris. Ihre Leistungen auf dem Gebiet der Strahlen-Forschung sprachen sich herum, ihr guter Ruf wurde auch in den USA bekannt. Auf einer Amerika-Reise wurde sie mit Auszeichnungen überhäuft. Jahrelang unterstützte Marie Curie den Aufbau und die Weiterentwicklung des Völkerbundes, dem „Vorgänger“ der Vereinten Nationen. Die Uno hat das Jahr 2011 zu Ehren Marie Curies zum Jahr der Chemie erklärt.

Marie Curies Tochter Irene wurde übrigens ähnlich erfolgreich wie die Mutter. Sie bekam 1935 den Chemie-Nobelpreis für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität.

100 Jahre nach der Verleihung des Chemie-Nobelpreises an Curie sind Frauen in der Wissenschaft auch in Deutschland noch immer unterrepräsentiert. Zwar zählen inzwischen mehr Frauen als Männer zu den Uni-Absolventen, doch nur knapp 20 Prozent der Professuren sind von Frauen besetzt. In den Naturwissenschaften ist das Verhältnis noch ungünstiger für die Frauen.