Essen.. Der neue „Tatort: Borowski und der coole Hund“ ist ein wunderbares Beispiel für spannende Unterhaltung

Da sitzt er, dieser arme Hund. Schwarz-Weiß, ein wenig räudig und knurrt den Strand an. Aus dem Blickwinkel dieser vernachlässigten Kreatur schaut der Zuschauer auf die Öresund-Brücke, in Gegenlicht getaucht, idyllisch. Die Bilderwelten des neuen „Tatorts: Borowski und der coole Hund“, ARD, 20.15 Uhr, für die der renommierte Kameramann The Chau Ngo verantwortlich ist, beeindrucken durch ihre Ästhetik, die eigentlich konträr zur düsteren Geschichte stehen. Sie faszinieren durch ihre Atmosphäre, die die Spannung dieser außergewöhnlichen Geschichte wunderbar transportieren.

Zum zweiten Mal in Folge liefert der NDR einen Borowski-Tatort ab, auf dem nicht nur Krimi draufsteht, sondern auch Thriller drin steckt. Verantwortlich dafür ist sicherlich Henning Mankell, der für die Kieler Ermittler zum zweiten Mal eine Geschichte geschrieben hat. Verantwortlich ist aber auch Regisseur Christian Alvart, der mit beachtlicher Sensibilität Mankells Reise an den Abgrund Prime-Time-gerecht umgesetzt hat. „Der Zuschauer wird überzeugt sein, Dinge gesehen zu haben, die wir ganz bestimmt nicht gezeigt haben“, sagt Alvart.

Der Zuschauer, kann, wenn er denn will, lustvoll diesem Horror folgen

Sehen wird er wie ein Mann in einen Badesee springt, nicht wieder auftaucht, sich das Wasser aber rot färbt. Als Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibell Kekilli) am Tatort auftauchen, erkennen sie, dass der Mann von Bambus-Stäben aufgespießt wurde. Die beiden Ermittler tauchen ab in eine Welt aus flüchtigem Sex, Internet-Chats und treffen auf den permanent flirtenden blonden Männertraum Ina Santamaria (Mavie Hörbiger).

Damit nicht genug: Urplötzlich taucht in Kiel der schwedische Kommissar Stefan Enberg (Magnus Knepper) auf. Die Spur eines tödlich verlaufenden Tollwut-Falls in Göteborg führt ihn nach Schleswig-Holstein. Irgendwie scheinen die beiden Fälle miteinander verwoben zu sein.

Okay, dieser Tatort weist auch Irrationalitäten auf. Einiges wäre in deutschen Amtsstuben so nicht möglich. Sei’s drum. Der Zuschauer, kann, wenn er denn will, lustvoll diesem Horror folgen. Er erkennt, dass die Sozial- und Gesellschaftskritik der meisten Tatorte nicht der allein selig machende Spannungsgarant ist. Thriller kann auch anders – Mankell sei Dank.