L'Aquila. Der Wiederaufbau nach der verheerenden Erdbeben-Katastrophe in Italien wird laut Ministerpräsident Berlusconi Milliarden verschlingen. Die Zahl der Todesopfer stieg inzwischen auf 287. Karfreitag ist ein staatliches Massenbegräbnis geplant.
Nach dem Erdbeben in Mittelitalien rechnet Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit Wiederaufbaukosten von mehreren Milliarden Euro. Noch sei es aber zu früh, um die genaue Summe abschätzen zu können, sagte Berlusconi am Donnerstag in Rom. Italien hat seit 1976 für die Behebung der Schäden von drei Erdbeben 46 Milliarden Euro ausgegeben. Die Zahl der Toten beim jüngsten Beben stieg inzwischen auf 287. Besonders betroffen waren die Stadt L'Aquila und 26 umliegende Ortschaften.
In der Provinzhauptstadt kehrte am Donnerstag wieder ein bisschen Normalität ein: Bäcker, Metzger, kleine Supermärkte und Apotheken öffneten wieder. In einer Bäckerei gab es auch schon wieder traditionelle Osterspezialitäten der Region. «Wir müssen die Tradition am Leben halten», sagte die 59-jährige Bäckerin Evelina Cruciani. «L'Aquila darf nicht sterben.»
Fast 18.000 Menschen sind im Katastrophengebiet derzeit in Zeltstädten untergebracht, 10.000 Obdachlose wohnen vorläufig in Hotels an der Adriaküste. Im Bahnhof von L'Aquila lebten zuletzt auch 700 Menschen in extra bereitgestellten beheizten Eisenbahnschlafwagen. Die Regierung erhöhte die Mittel für die Nothilfe unterdessen auf 100 Millionen Euro.
Trauermesse für die Opfer am Freitag
Einsatzkräfte bargen am frühen Donnerstagmorgen in L'Aquila drei weitere Leichen aus einem eingestürzten Studentenwohnheim, in dem insgesamt sieben Studenten ums Leben kamen. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano besuchte das zerstörte Studentenwohnheim. Danach machte er sich noch in dem völlig zerstörten Dorf Onna ein Bild vom Ausmaß der Schäden.
Nach der Bergung der Toten in den Trümmern des Studentenwohnheims rückten Bagger an, um die Reste einzureißen. «Es wird keiner mehr vermisst. Es warten keine Eltern mehr, aber wir sind natürlich weiter sehr vorsichtig, dass da nicht doch noch jemand ist», sagte der Koordinator der Bergungsarbeiten, Antonio Panaro. An anderen Orten ging die Suche aber noch weiter.
Am Freitag soll eine Trauermesse für die Opfer stattfinden, die Kardinal Tarcisio Bertone leiten will. Dazu war eine Sondergenehmigung des Vatikans notwendig, da der Karfreitag, der Tag der Kreuzigung Jesu, der einzige Tag im Jahr ist, an dem es in der römisch-katholischen Kirche keine Messen gibt. Papst Benedikt XVI. will das Erdbebengebiet erst nach Ostern besuchen. In einer Gründonnerstagsmesse im Vatikan segnete er Öle, von denen einige ins Katastrophengebiet geschickt werden sollten. (ap/afp)