Hähnlein. Wieselflink springt Snoopy von einem Ast auf den anderen. Gerade morgens hat das schwarze Schönhörnchen mit dem leuchtend orangefarbenen Bauch einen enormen Bewegungsdrang.

Ein Japanisches Eichhoernchen knabbert in einer Voliere von Hoernchen-Zuechter Rainer Ritzert an einer Nuss. Foto: ddp
Ein Japanisches Eichhoernchen knabbert in einer Voliere von Hoernchen-Zuechter Rainer Ritzert an einer Nuss. Foto: ddp © ddp

Snoopy gehört zu den Lieblingen von Hörnchenzüchter Rainer Ritzert. Deshalb hat der ursprünglich aus Südostasien stammende Nager anders als viele andere der etwa 60 Hörnchen in Ritzerts Zucht im südhessischen Hähnlein einen Namen bekommen. Bei Ritzert leben zwölf Hörnchenarten aus verschiedenen Ländern, zum Beispiel das Costa-Rica-Hörnchen und das chinesische Baumstreifenhörnchen.

Größte Zucht in Hessen

Damit ist die Zucht Ritzert zufolge die größte und exotischste in Hessen. Andere Züchter spezialisierten sich auf durchschnittlich fünf Arten, sagt der 47-Jährige, der vor 16 Jahren zufällig zur Hörnchenzucht kam. Auf einer Tierbörse kaufte er damals drei Streifenhörnchen. Als die Nagetiere geschlechtsreif wurden, bissen sie sich ständig gegenseitig. Und obwohl die ersten Monate überaus nervenaufreibend waren, faszinierten die Tiere Ritzert so sehr, dass er sich weitere zulegte. Bis heute hält er die Nager nicht nur zu Zuchtzwecken, sondern vor allem, um sie zu beobachten. Die Volieren auf seinem Grundstück sind 150 Quadratmeter groß und bieten den exotischen Arten viel Platz zum Springen und Klettern.

Ein Eichhörnchen als Haustier

«Ich hab damals genau das gemacht, was ich heute von den Leuten nicht will», sagt Ritzert rückblickend. Ein Eichhörnchen als Haustier sei eine ganz andere Herausforderung als etwa ein Hamster oder ein Meerschweinchen. Denn der Fluchtinstinkt der scheuen Tiere bleibe auch in Gefangenschaft erhalten. Viele Leute wünschten sich ein Tier zum Anfassen, dafür seien Hörnchen nicht geeignet. Wenn eine Hand nach den Tieren greife, erinnere sie das an den Beutegriff von Raubvögeln aus der Natur, erläutert Ritzert. Auf diese Weise werde das gesamte Vertrauen zwischen Tier und Mensch zerstört.

Ein Sibirisches Eichhörnchen .
Foto: ddp
Ein Sibirisches Eichhörnchen . Foto: ddp © ddp

Deshalb legt Ritzert großen Wert darauf, alle, die sich für einen der Nager interessieren, persönlich kennenzulernen. «Ich möchte mir ein Bild von den potenziellen Käufern machen und sie umfassend beraten, so dass die Eichhörnchen so artgerecht wie möglich gehalten werden», sagt der Züchter und fügt hinzu: «Wir schreiben Beratung ganz groß, denn Spontankäufe sind nichts.» Auch über mögliche Krankheiten und die medizinische Versorgung der Nagetiere will Ritzert aufklären.

50 Baby-Nager im Jahr

Pro Jahr verkauft Ritzert 100 Jungtiere, das Gros entfällt mit rund 50 Baby-Nagern auf die Streifenhörnchen. 70 Euro müssen Interessenten dafür bezahlen, ein Schönhörnchen-Jungtier kostet 300 Euro. Für Ausstattung wie Käfig oder Futter fielen noch weitaus höhere Kosten an, erläutert Ritzert. Seine Frau betreut eine Internetseite, auf der Hörnchenbesitzer spezielles Futter für die Nager bestellen können. Ritzert selbst konstruiert und vertreibt Volieren für die Hörnchen. Zwischen 20 und 30 Stunden widmet er sich jede Woche seinem Hobby. Hauptberuflich ist er Elektromeister. Von seinem Hobby könne er «nicht leben», sagt er.

Züchter Ritzert berät jedoch nicht nur potenzielle Käufer, sondern steht auch in Kontakt mit mehreren Zoos. Gemeinsam mit dem Tiergarten in Magdeburg entwirft er gerade eine Großvoliere für Hörnchen, ein Schönhörnchen aus seiner Zucht zog vor einigen Jahren in den Frankfurter Zoo um. Zudem ist Ritzert bundesweit einer von nur zwei Züchtern des Himalaya-Zwergstreifenhörnchens.

«Bei den Europäern hat man gleich die Behörde am Hals»

Europäische Hörnchen sucht man in Ritzerts Zucht hingegen vergeblich. «Bei den Europäern hat man gleich die Behörde am Hals», sagt er. Die gesetzlichen Regelungen für die Haltung und Abgabe von Eichhörnchen seien paradoxerweise strenger als bei exotischen Arten.