Berlin. . Regisseur und Oscar-Preisträger Florian Gallenberger über die Arbeit am John-Rabe-Film. Montag im ZDF.

Die Filmregisseure Gallenberger und Donnersmarck haben drei Dinge gemeinsam: den Vornamen, einen Abschluss an der Münchner Film-Hochschule und einen Oscar. Florian Gallenberger erhielt ihn 2001 für den besten Kurzfilm. Jürgen Overkott traf den 39-Jährigen in Berlin, entspannt, in Jeans und offenem Karo-Hemd.

Haben Sie heute schon Ihren Oscar geputzt?

Florian Gallenberger: Nee, der steht friedlich im Regal.

In welcher Nachbarschaft?

Rechts neben ihm steht der Studenten-Oscar, links neben ihm der Pierrot vom Bayerischen Fernsehpreis. Die Drei verstehen sich gut.

Wie hat der Oscar Ihr Leben verändert?

Er hat mich mit einem Schlag von dem Absolventen einer Filmhochschule in einen Filmemacher verwandelt. Ich musste sehr schnell lernen, mit der Situation umzugehen.

Wie fühlte sich der rote Teppich an?

Es war surreal, es war weit weg von dem, was ich vorher erlebt hatte. Ich war zu Gast in einer Realität, die ich für unerreichbar hielt. Wenn Du so unter Strom stehst, nimmst Du die Realität wie durch einen Filter wahr.

Wie haben die Leute reagiert, die wir für Super-stars halten?

Die waren genauso nervös wie ich, egal ob es Juliette Binoche war, Julia Roberts oder Sting, der für den besten Song nominiert war. Und ich habe gemerkt: Ah, selbst Stars sind genauso verletzlich wie Du.

War es eine Option für Sie, in Hollywood zu bleiben?

Ja, mei. Nach dem Oscar habe ich gut zwei Wochen lang eine Tour von Studio zu Studio gemacht.

Das war beeindruckend, weil hinter Hollywood eine weltweite Industrie steht. Aber letzten Endes kam ich mit der Art, Unangenehmes schön zu reden, nicht gut klar. Ich war froh, dass ich schon vor der Oscar-Verleihung einen Vertrag mit Helmut Dietl über meinen Indien-Film gemacht hatte.

Es zieht Sie schon hinaus in die weite Welt.

Indien, China, Mexiko – mir wurde durch meine Filme schon ein Blick in fremde Kulturen geschenkt, der anders ist, als wenn man nur eine Reise macht.

„John Rabe“ spielt in China.

Einer der Produzenten, Mischa Hofmann, hatte die Filmrechte an den Tagebüchern von John Rabe. Ich selbst hatte vorher noch nie von Rabe gehört. Aber Rabes Geschichte hat mich sofort begeistert: Ein Mensch, der im Krieg 250 000 Menschen rettet – und diese Widersprüchlichkeit – obendrein ein NSDAP-Mitglied, der seine chinesischen Mitarbeiter vor den Angriffen der damals mit Deutschland verbündeten Japaner mittels einer Hakenkreuzfahne rettet.

Nun gelten Chinesen in der Zusammenarbeit nicht gerade als unkompliziert.

Wem sagen Sie das! Aber ich muss sagen, mit unserer Crew – wir haben mit 300 Chinesen und nur 50 Europäern zusammengearbeitet – gab es überhaupt keine Probleme.

...und mit Bürokraten?

Alle kämpfen für das Projekt und dennoch: Da war es natürlich schon anders. Da läufst Du plötzlich gegen Wände, von denen Du vorher gar nicht wusstest, dass es sie gibt.

Wie haben Sie das Problem gelöst?

Wir haben über die Vermittlung eines befreundeten Regisseurs eine Dame gefunden, die normalerweise Industrie-Deals anbahnt. Ihr ging es nicht um Geld, was wir ihr auch gar nicht hätten bieten können. Sie fand das Projekt spannend. Wenn man in China etwas möchte, darf man denjenigen, der zu entscheiden hat, nie direkt angehen. Es geht nur über die Stille Post, das ist langwierig, erfordert Kontakte. Das ist eine richtige Kunst, und unsere engagierte Dame beherrschte sie mit unnachahmlicher Eleganz.