New York (dapd). Für die Aktivisten der Bewegung „Occupy Wall Street“ ist der Zuccotti Park in New York zu einem Zuhause in der Fremde geworden. Doch das Unternehmen, dem der Park gehört, hat wohl nicht im Traum mit dieser Art von Hausgästen gerechnet.

Brookfield Office Properties gehört der Zuccotti Park, ein Platz im Finanzdistrikt von Manhattan, der von den Aktivisten in Liberty Plaza oder auch Liberty Park umbenannt wurde. Zum Liberty Plaza Park, wie der Platz nahe der Wall Street früher schon einmal hieß, kommen New Yorker, um ihre Pausen zur Mittagszeit zu verbringen oder sich auf einer der Bänke auszuruhen.

Doch nun befindet sich Brookfield Office Properties in einem beispiellosen Dilemma: Wie soll man die Öffentlichkeit von einem Platz fernhalten, der zur öffentlichen Nutzung bestimmt ist?

Öffentlicher Park in privater Verwaltung

Das Unternehmen ist für den guten Schutz seiner Gebäude und Plätze bekannt, doch scheut es sich bislang davor, den Platz räumen zu lassen. Ihm sind auch weitgehend die Hände gebunden, da der Platz einer von mehr als 500 „bonus plazas“ in New York ist: Das sind öffentliche Parks in privater Hand, die aus einem Kompromiss zwischen der Stadt und Immobilienentwicklern Anfang der 60er Jahre hervorgegangen sind.

„Bonus Plazas“ sorgen für Luft und Licht zwischen den Wolkenkratzern

Der Zuccotti Park geht auf das Jahr 1968 zurück. Damals wollte das Unternehmen U.S. Steel dort einen Wolkenkratzer mit 54 Stockwerken bauen, der heute als One Liberty Plaza bekannt ist. Doch nach den 1961 eingeführten Bestimmungen mussten die Immobilienentwickler beim Bau eines Hochhauses auch für einen Platz sorgen, der „Luft und Licht“ hereinlässt. Die Stadtregierung fand Gefallen an der Idee eines offenen Raumes ganz in der Nähe der New Yorker Börse.

Der Liberty Plaza Park wurde beim Einsturz des World Trade Centers am 11. September 2001 zerstört und 2006 neu eröffnet. Er wurde nach dem Brookfield-Aufsichtsratsvorsitzenden John Zuccotti benannt.

Die Polizei muss draußen bleiben

Fast alle „bonus plazas“ sind der Öffentlichkeit rund um die Uhr zugänglich. Und die Polizei muss von den Eigentümern eingeladen werden, um agieren zu können, ganz so, wie das bei Gebäuden der Fall ist.

Bislang hat noch nie jemand versucht, einen „bonus plaza“ tage- oder gar wochenlang zu besetzen. Und die „Occupy“-Aktivisten machen keine Anstalten, den Zuccotti Park freiwillig zu räumen. Selbst wenn sie irgendwann gehen müssen, hätten sie genügend Ausweichmöglichkeiten auf andere Parks.

Einige meinen, für die „bonus plazas“ sei ein neues Zeitalter angebrochen: Ihr Dasein erfülle nun immerhin endlich einen Zweck, sagt Gregory Smithsimon, ein Assistenzprofessor am Brooklyn College. dapd