Köln. . Mittermeier und das Baby – neben politischen Spitzen ist das Vater-Dasein zentraler Punkt.
Draußen, rund um die Köln-Arena tobt der Verkehr. Drinnen wird gleich Michael Mittermeier toben. Auf der Bühne, versteht sich, wo er sein aktuelles Programm präsentiert. Aber noch sitzt der 46-Jährige ganz entspannt in den Katakomben der riesigen Halle und sieht genau so aus, wie man ihn kennt. Jeans und Sweat-Shirt-Jacke, die Haare ein wenig verwuselt. Aber er ist viel ruhiger, als vor der Kamera, muss nicht – wie mancher Kollege – immer lustig sein.
Vater ist er geworden. Die Kleine wird bald vier. Ein Buch hat er darüber geschrieben und seine neue Bühnen-Show daraus gestrickt, die gerade als Doppel-DVD erschienen und am Freitag (21.15 Uhr) bei RTL zu sehen ist. „Achtung, Baby“ heißt das Ganze. „Aber“, sagt Mittermeier, „natürlich geht es nicht nur um das Baby.“ Es geht auch um junge Eltern allgemein und die Schwangerschaft an sich. Alles Themen, über die der Michel sich früher gerne lustig gemacht hat. Ist heute nicht anders. Weil er sich auch über sich selbst lustig machen kann.
Mittermeier erzählt über sich, seine Frau, den Nachwuchs. Das ist meist recht lustig, autobiografisch ist es nur bedingt. „Ich habe das natürlich nicht alles selbst erlebt. Ich höre hier was, sehe dort was. Man ist halt nah dran.“ Für seine Ehefrau manchmal zu nah. Zur Schwangerschaftsgymnastik jedenfalls hat sie ihn damals nicht mitgenommen. „Sonst schreibst du wieder mit und machst eine Bühnennummer daraus.“
Wer sein Buch kennt, und das sind viele, kennt das Programm deshalb noch lange nicht. Denn wie immer in den letzten Jahren gibt es live auch politische Nummern. Die Atomkraft-Diskussion nach der Katastrophe von Fukushima hat er eingebaut, seit kurzem auch Griechenland und die Euro-Krise. „Das Programm ist immer im Fluss.“
Und wie Mittermeier vom Windel-Check eines Babys zur Politikerschelte kommt, das hat schon was. Da wird der Comedian binnen Sekunden zum Kabarettisten. „Ich mag diesen Spagat.“ In eine Schublade gesteckt zu werden, das mag er allerdings nicht. „Comedian, Kabarettist, diese Unterscheidung gibt es so nur in Deutschland.“
Mittermeier lässt sich nicht gerne einordnen. Wäre auch schwierig bei ihm, denn er macht unglaublich viel. In diesem Winter heißt es wieder „Alive And Swingin“, wenn er mit Xavier Naidoo, Sasha und Ray Garvey als „Rat Pack“ auftritt. Und dann ist da natürlich noch die Sache mit Zarganar, dem burmesischen Comedian, den sie 2008 ins Gefängnis gesteckt haben, weil er regimekritsche Witze gerissen hat.
Ihn zu unterstützen, ist dem gebürtigen Oberbayern eine Herzensangelegenheit. Deshalb hat er mit dem Briten Rex Bloomstein die vielbeachtete Dokumentation „This Prison Where I Live“ gedreht, die das ZDF am 2. November um 0.45 Uhr zeigt. Vor wenigen Tagen ist Zarganar frei gelassen worden. „Eine gute Nachricht“, sagt Mittermeier, der das Land des Kollegen inkognito und mit kleinem Team bereist hat, um mit Zarganars Freunden und der Familie zu sprechen . „Aber es ist nur ein erster Schritt. Der Weg zu wirklicher Meinungsfreiheit und Demokratie in Burma ist noch weit.“
Keine Fortsetzung
Noch bis März 2012 ist der 45-Jährige mit „Achtung Baby“ noch auf Tour. Und dann? „Achtung, Kleinkind? „Achtung, Teenager?“ Er schüttelt den Kopf. „Wird es nicht geben. Weder als Buch, noch als Bühnenprogramm. Ich mach keine zweiten Teile. Habe ich nie gemacht.“ Hier und da vielleicht noch mal eine Geschichte vom Töchterchen, „aber kein Überthema mehr“. „Ich will ja nicht als Papa der Nation enden.“