Zanesville.

Safari-Jagd im Wohnviertel: Vor seinem Selbstmord hat der Besitzer eines privaten Zoos in der amerikanischen Kleinstadt Zanesville Dutzende Tiger, Löwen, Bären und andere wilde Tiere freigelassen. Polizisten machten am Mittwoch in den Vorgärten der Stadt Jagd auf die Raubtiere. Die meisten wurden erschossen, darunter 18 gefährdete bengalische Tiger. Einzig ein Makaken-Affe war in der Nacht zum Donnerstag noch auf der Flucht.

Insgesamt 56 Tiere hatte der 62-Jährige offenbar mutwillig freigelassen, bevor er sich das Leben nahm. Er versetzte Zanesville im Bundesstaat Ohio in einen filmreifen Ausnahmezustand. Die Schulen wurden geschlossen, verängstigte Anwohner verschlossen sich in ihren Häusern.

Sheriff Matt Lutz musste plötzlich Großwild jagen. Foto: ap
Sheriff Matt Lutz musste plötzlich Großwild jagen. Foto: ap © AP

Die Polizisten töteten 49 Tiere, darunter sechs Schwarzbären, zwei Grizzlys, zwei Wölfe und 17 Löwen – einige auf kurze Distanz, berichtete County Sheriff Matt Lutz. Ein Wolf war als eines der letzten Tiere, das die Jäger in der Nacht zu Montag finden und erschießen konnten. Eine Großkatze erreichte die Autobahn und starb bei einem Autounfall. „Wir reden hier nicht über normale Hauskatzen oder -hunde“, sagte Lutz, „das sind 300 Pfund schwere bengalische Tiger, die wir stellen mussten.“

Tierärztin in Todesangst

Zuerst hätten die Polizisten es mit Betäubungswaffen versucht, sagt Lutz – erfolglos. Er berichtet von der Begegnung mit einem ausgewachsenen Tiger: „Wir haben ihn mit Betäubungspfeilen getroffen, aber dieses Ding rastete einfach völlig aus.“ Auch die Tierärztin Barbara Wolfe, die in einem anderen Wildpark in der Nähe arbeitet, erzählt von einer solchen Erfahrung: Sie habe einen Pfeil platziert, doch der Tiger sei sofort aus 4,5 Metern Entfernung auf sie zugesprungen. Ein Sheriff habe den Tiger erschossen. „Ich habe noch nie solche Todesangst empfunden.“

Die toten Tiere wurden auf der Muskingum County Animal Farm begraben, die überlebenden wurden in den nahen Columbus Zoo gebracht, darunter drei Leoparden, ein Grizzly und zwei Makaken.

Tiger-Shooting mit Heidi Klum

Terry Thompson im August 2008. Foto: ap
Terry Thompson im August 2008. Foto: ap © AP

Thompson wurde erst vergangenen Monat aus dem Gefängnis entlassen, wo er wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz einsaß. Es gab laut Lutz in der Vergangenheit schon 35 Beschwerden über die Zustände auf der Thompson-Farm: von ausgebrochenen Tiere bis hin zu schweren Misshandlungen. So soll Eigentümer Thompson Pferde an Hunger sterben gelassen haben. Ihr Fleisch soll er dann an die Löwen verfüttert haben, sagte der Tierschutzexperte Larry Hostetler, Direktor des Muskingum County Tierheims, der mit dem Fall vertraut war. Die Behörden hätten seit 2003 versucht, die Farm zu schließen. Die Standards auf der Farm sollen auf dem untersten noch zulässigen Niveau gewesen sein.

Thompson habe Tiere gezüchtet, lebte aber Hostetlers Angaben zufolge von seinem Erbe. Die Farm habe keinen regelmäßigen Besucherverkehr gehabt. Allerdings sei Thompson 2007 mit einigen Tiger-Jungen an einem Foto-Shooting mit Heidi Klum beteiligt gewesen. Hostetler habe damals Klums Manager angerufen und sie über die Praktiken ihres Tiertrainers informiert.

Seine Frau soll sich schon vor längerem von ihm getrennt haben. Sie habe sich aber noch in seiner Abwesenheit um die Tiere gekümmert und will nun zurückkehren, um für die verbliebenen Pferde zu sorgen. (we/dapd/rtr)