Stade. . Der erste Prozesstag gegen den „Maskenmann“ Martin N. ist am Montag nach der Anklageverlesung beendet worden. N. ist angeklagt, drei Kinder aus Schullandheimen verschleppt und ermordet zu haben. Außerdem wird ihm Missbrauch in 20 Fällen vorgeworfen.

Rund ein halbes Jahr nach seiner Festnahme hat am Montag vor dem Landgericht Stade der Prozess gegen den als „Maskenmann“ bekannt gewordenen mutmaßlichen Kindsmörder Martin N. begonnen. Der 40-jährige Pädagoge hat gestanden, zwischen 1992 und 2001 drei Jungen aus Schullandheimen oder Zeltlagern verschleppt und getötet zu haben. Zudem gab der Angeklagte zu, Dutzende Jungen sexuell missbraucht zu haben.

Martin N. muss sich unter anderen wegen dreifachen Mordes, Freiheitsberaubung mit Todesfolge sowie Sexualdelikten verantworten, wie Staatsanwalt Johannes Kiers bei der Verlesung der Anklage am Montag sagte. N. äußerte sich zum Prozessauftakt, an dem auch Angehörige der drei toten Jungen teilnahmen, nicht zu den Vorwürfen. Seine Verteidiger kündigten aber für den nächsten Verhandlungstag eine Erklärung an. N. werde sich in einer von der Verteidigung verlesenen Einlassung „ausführlich“ zu seiner Person und „zur Sache“ äußern, sagte Anwalt Christian Esche. Einzelheiten nannte er nicht.

20 Missbrauchsfälle angeklagt

Die dem 40-Jährige zur Last gelegte Mord- und Missbrauchsserie hielt Norddeutschland jahrelang in Atem. Nach eigenem Geständnis verschleppte N. 1992 den 13-jährigen Stefan J. aus einem Internat in Scheeßel und tötete ihn. 1995 entführte der Pädagoge und Jugendbetreuer den achtjährigen Dennis R. aus einem Zeltlager bei Schleswig und brachte ihn für mehrere Tage in ein Ferienhaus in Dänemark, wo er ihn ebenfalls tötete und in einer Düne vergrub. 2001 ermordete er Dennis K. in einem Schullandheim in Wulfsbüttel in Niedersachsen und legte die Leiche im Wald ab.

N. gestand außerdem, in den Jahren bis 2001 in etwa 40 Fällen in Privatwohnungen und Jugendeinrichtungen eingedrungen zu sein, wo er weitere Jungen missbrauchte. Da viele dieser Taten bereits verjährt sind, kommen in dem Prozess aber nur etwa 20 davon zur Anklage. N. droht bei einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe und unter Umständen eine anschließende Sicherungsverwahrung.

„Maskenmann“ wurde im April 2011 festgenommen

Der Vater von Dennis R. sagte am Rande des Prozesses, er hoffe, durch das Verfahren und eventuelle Auskünfte N.’s „viel zu erfahren.“ Die erstmalige Konfrontation mit dem Angeklagten habe für ihn persönlich aber nichts verändert, sagte Michael R.. Der Vater von Stefan J. betonte am Montag, er hoffe auf weitere Einblicke in dessen Verbrechen, habe aber persönlich Zweifel, dass N. vor Gericht die ganze Wahrheit zugebe. „Ich bin gespannt darauf. Aber das kann man erstmal nur abwarten“, sagte Ulrich J.

Die Polizei hatte jahrelang vergeblich versucht, den „Maskenmann“ zu fassen. N., der seinen Namen aufgrund einer schwarzen Maskierung bei den Taten erhalten hatte, wurde erst am 13. April 2011 nach einem Hinweis eines früheren Missbrauchsopfers gefasst. N. hatte zuletzt in Hamburg gelebt. Nach seiner Verhaftung gestand er im Polizeiverhör die drei Morde und die Missbrauchsdelikte. Die Ermittler verdächtigen ihn auch, 1998 und 2004 zwei Jungen in den Niederlanden und Frankreich ermordet zu haben. Dafür gibt es aber keine Beweise.

N. war einige Jahre vor seiner Festnahme zwischenzeitlich wegen des Verdachts des Besitzes von kinderpornografischen Bildern und einem möglichen Fall sexueller Belästigung von Kindern in das Visier der Hamburger Polizei geraten. Die Vorwürfe blieben aber vage. Niemand schloss daraus auf eine Verbindung zu der Mord- und Missbrauchsserie. (afp)