Essen. . ADAC testet europaweit die Chauffeure. „Die Kritik ist berechtigt“, sagt ein Essener Unternehmer

Sie rasen durch die Innenstädte, fühlen sich wie Schumi auf dem Nürburgring, überfahren rote Ampeln, reagieren nicht auf Bitten. Das Bild, das der ADAC von Europas Taxifahrern malt, ist erschreckend. In 22 Großstädte hat die Autofahrer-Lobby ihre Tester entsandt, bei 220 Fahrten durften sie ihre Mängelliste erstellen – und die ist lang.

„Unsere Tester bewerteten bei zehn Fahrten pro Stadt die Kategorien Fahrer, Fahrzeug, Streckenführung und Preis“, erläutert Regina Ammel, Pressesprecherin beim ADAC. Von den vier geprüften deutschen Städten landen München(2), Köln (3) und Berlin (5) unter den Top Ten, Hamburg erreicht nur einen elften Platz.

Der Grund: In der Hansestadt erlaubten sich die Chauffeure zu häufig zu kostenspielige Routen. Einer schaffte den mit 213 Prozent längsten Umweg. Apropos Kosten: Im europäischen Vergleich ist Deutschland nicht gerade günstig. Für eine sieben Kilometer lange Strecke muss man in Köln 15,70 Euro berappen. Das ist deutschlandweit betrachtet günstig, denn in Berlin (16,23 Euro), München (17,20) und Hamburg (17,45) liegen die Gebühren höher. Europaweit betrachtet ist Deutschland hingegen teuer. Mit 7,98 Euro fährt man in Lissabon am preiswertesten. Mit 31,35 Euro ist Zürich am kostspieligsten.

Das beste Taxiangebot hat Barcelona

Das beste Taxiangebot in Europa hat übrigens Barcelona. Die Bewertung verdankt die spanische Metropole auch ihren Fahrern: Sie waren laut ADAC „gepflegt, freundlich und hilfsbereit“. Bei den Testfahrten waren alle Taxameter richtig eingeschaltet, der Fahrpreis korrekt berechnet, die Fahrzeuge sauber und alle erforderlichen Papiere deutlich sichtbar.

In der Fahrerwertung landete Rom auf dem letzten Platz. Der „ungepflegte und unangenehm riechende Fahrer“, verfuhr sich gleich zwei Mal und produzierte einen Umweg von circa 60 Prozent der ursprünglichen Wegstrecke. Dafür verlangte er auch prompt 69 Euro, obwohl das Taxameter nur 62,90 Euro anzeigte und die Strecke normalerweise 50 Euro kostet. Das alles in einem Wagen ohne Klimaanlage mit kaputten Fenstern und diversen gebrauchten Taschentüchern im Innenraum.

In der Gesamtwertung der ADAC-Tester erreichte das slowenische Ljubljana den letzten Platz, noch hinter Rom, Luxemburg, Amsterdam und Wien.

Unternehmer entwickeln eigene Prüfungen

„Wir kennen die Kritikpunkte“, sagt Albert Mertens, Geschäftsführer der Essener Taxizentrale. Auch wenn man bei zehn Fahrten pro Stadt die Erhebung sicher nicht als repräsentativ erachten kann, seien etwa 70 Prozent der vom ADAC benannten Mängel bekannt und nicht zu akzeptieren. Mertens ist Herr über 400 der 600 angemeldeten Taxen in Essen, hat für „seine“ Fahrer eine gesonderte Prüfung entwickelt. Die sei für die Fahrer – neben dem vom Straßenverkehrsamt ausgestellten Taxischein – verbindlich.

Aus seiner Erfahrung rät er Kunden, sich am Ende einer Fahrt eine Quittung ausstellen zu lassen. Außerdem sollten sich Kunden das Kennzeichen des Wagens merken. „Es kann ja sein, dass man etwas im Taxi vergisst. Dann ist für uns die Zuordnung einfacher.“ Außerdem sei der Fahrer bei einer Beschwerde leichter zu identifizieren. Beschwerden werde nachgegangen, die Fahrer werden befragt, im schlimmsten Fall mit einem Bußgeld belegt.

Taxizentralen, Zusammenschlüsse von kleineren Unternehmen, gebe es inzwischen in fast jedem Ort. Sie seien eine gute Alternative bei der Wahl eines Unternehmens. Wenn man sich an einem Taxistand ins Auto setzt, sollte man auf den ausgelegten Taxischein schauen. „Jeder sollte wissen, wer neben ihm am Steuer sitzt“, sagt Mertens.