Essen.. In „Der Mann mit dem Fagott“ spielt David Rott den jungen Udo Jürgens. Anfangs hatte er Angst vor der großen Rolle.

Die Ähnlichkeit ist irritierend: die gleichen braunen Augen, die gleichen Grübchen. In der Vorbereitung für die Rolle des jungen Udo Jürgens in dem opulenten Zweiteiler „Der Mann mit dem Fagott“ hatte der Schauspieler David Rott in seinem Zimmer diverse Fotos des Entertainers in jungen Jahren aufgehängt. Immer, wenn Freunde vorbeischauten, sagten sie überrascht: „Das bist ja du.“

Für den 34-jährigen Rott hatte die wohl bisher bekannteste Rolle in seinem Leben zwei Seiten. Nach der anfänglichen Freude über die Zusage sei die Angst gekommen: „Ich hatte schon ziemlich Manschetten und hab’ mir immer wieder gesagt: David, den Vergleich kannst du nicht gewinnen.“ Er wollte zunächst sogar den großen Namensgeber vom Set verbannen.

Gute Wahl – die Kritiker jubeln

Die Angst, so scheint’s, war überflüssig. Der Mann ist eine Entdeckung. Rott spielt so wunderbar, dass fast sämtliche Kritiker in Lobeshymnen ob seiner Interpretation schwelgen. Den Produzenten muss man eine sichere und gute Auswahl attestieren.

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Denn beim Blick auf die Vita des 1977 in Leverkusen geborenen Schauspielers, wird offensichtlich: Dieser Mann muss ein beeindruckendes Talent sein. Die Schauspielkunst lernt er am renommierten Max-Reinhardt-Institut in Wien. Ein erstes festes Engagement führt ihn ans Burgtheater. Er spielt bei den Bregenzer Festspielen, am Schauspielhaus Zürich, am Staatsschauspiel München. Bereits 2000 nominiert ihn die Fachzeitschrift „Theater heute“ zum besten Nachwuchsdarsteller für seine Rolle in Franz Wedekinds „Frühlings Erwachen“. 2003 erhält er den Max-Ophüls-Preis für seine Premiere auf der Kinoleinwand in „Ganz und gar“.

Natürlich taucht er auch im Fernsehen auf. Übernimmt Nebenrollen in diversen Tatorten, beim Polizeiruf und wird 2009 als Kaiser Franz in der neuen „Sisi“-Verfilmung besetzt. Und jetzt: Udo Jürgens. Mit der Rolle hat er sich in die bleibende Erinnerung der Zuschauer gespielt. Auch, oder vielleicht gerade wegen seiner sensiblen Art, die zu einem so hohen Grad an Authentizität führt. Rott kannte Udo Jürgens nicht. Er wuchs in einer Familie auf, in der die Beatles und Stones den Musikgeschmack bestimmten. Wo griechischer Wein maximal getrunken, aber nie gesungen wurde. Rott traf sich mit Jürgens, zog zu ihm in die Schweiz, wanderte stundenlang durch die Wälder, studierte dessen Mimik und Gestik, lernte Klavier spielen.

Udo Jürgens schenkt
David Rott ein Klavier

„Ich habe die Zusage für die Rolle erst vier Wochen vor Drehbeginn bekommen, und da ich nicht Klavier spielen konnte, musste ich rund um die Uhr üben.“ Dafür wurde sogar ein Klavier in sein Hotelzimmer gebracht. Jürgens und Rott wurden Freunde. Zum Schluss sagt der Jüngere: „Es war mir eine Ehre, den Jürgens zu spielen“. Und der Musiker zeigt seine Begeisterung für sein Double, indem er ihm ein Klavier schenkt. „Ein Vorbild zu spielen“, resümiert Rott nach den Dreharbeiten, „einen Menschen zu spielen, den jeder kennt, ist immer eine Herausforderung.“ Sie ist, das muss man anerkennen, gelungen.