Sansibar. . Nach dem Kentern einer Fähre vor der Küste Tansanias sind Augenzeugen zufolge fast 200 Menschen ums Leben gekommen. Das Schiff war offenbar völlig überladen. 570 Insassen konnten lebend gerettet werden. Behörden in der Kritik.

Beim Untergang einer völlig überladenen Fähre auf dem Weg zu einem der wichtigsten Tourismusziele Tansanias sind am Samstag einem Augenzeugen zufolge fast 200 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 570 weitere Insassen wurden gerettet, wie der Präsident von Sansibar, Ali Mohammed Shein, mitteilte. Überlebenden zufolge war die "Spice Islanders" für etwa 600 Menschen ausgelegt.

Ein Reporter des örtlichen Fernsehsenders ITV erklärte, er habe 189 Leichen gesehen. Der Überlebende Khamis Mohamed sagte, an Bord der Fähre seien hunderte Menschen mehr als die zugelassenen 600 gewesen. Ein weiterer Überlebender, Abu Saied, erklärte, die "Spice Islanders" sei so überladen gewesen, dass sich einige Passagiere in Daressalam geweigert hätten, an Bord zu gehen.

Wie auf Zick-Zack-Kurs

Die Fähre sollte zur Insel Pemba nördlich von Sansibar fahren, die als eines der schönsten Tauchreviere der Welt gilt. Saied sagte, sie sei gegen 01.00 Uhr in einem Seegebiet mit starken Strömungen untergegangen.

Der 15-jährige Yahya Hussein berichtete, das Schiff habe sich merkwürdig bewegt, als ob es auf einem Zick-Zack-Kurs gewesen sei. Als er das bemerkt habe, sei er von Bord gesprungen. Wenige Minuten später habe die Fähre starke Schlagseite bekommen. Er habe überlebt, indem er sich mit drei weiteren an einer Holzplanke festgeklammert habe. Seinen Angaben zufolge waren viele Kinder an Bord der Fähre.

Der Überlebende Mwita Massoud berichtete, nachdem sich das Schiff auf die Seite geneigt habe, sei Wasser durch die Hauptkabine geschossen und die Maschinen hätten gestoppt.

Regierung ruft zur Ruhe auf

Im Hafen von Stone Town versammelten sich Tausende von Einwohnern, um auf Nachrichten zu warten. Ein Mann sagte unter Tränen, er habe 25 Familienmitglieder verloren, darunter seine Frau, Schwestern und Enkel. Viele in der Menge schrien und weinten, viele zeigten sich empört darüber, dass die Behörden es zuließen, dass die Fähre so massiv überladen auslaufen konnte.

Die Regierung hatte zunächst versucht, Informationen über das Fährunglück zurückzuhalten. Journalisten wurde nahegelegt, nicht darüber zu berichten. Ein Staatssekretär im Vizepräsidentenamt, Mohammed Aboud Mohammed, rief die Öffentlichkeit zur Ruhe auf. Es handelt sich um die schwerste Schifffahrtskatastrophe des ostafrikanischen Landes seit mindestens 15 Jahren. (dapd)