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Im echten Leben ist Neil Patrick Harris homosexuell und ein Vater, der Windeln wechselt. Im Fernsehen ist er Barney Stinson, ein Playboy, der Frauen aufreißt. Dass Harris schwul ist, schadet weder seiner Rolle in „How I met your mother“ noch seinen Büchern mit Dating-Tipps.
Er heißt Neil Patrick Harris. Aber unter diesem Namen kennt ihn kaum jemand. Jedenfalls nicht in Deutschland. Hier ist er Barney Stinson, Star einer US-Comedy-Serie und einer der größten Frauenhelden der TV-Geschichte. So gekonnt schleppt er Frauen ab, dass er Bücher darüber geschrieben hat, die sich verkaufen wie geschnitten Brot. Trotzdem sind seine Ratschläge ein bisschen wie Grilltipps vom Vegetarier. Denn Harris ist schwul.
Das weiß keiner, als man ihm 2004 eine Rolle in einer neuen Comedy-Serie über fünf Endzwanziger in New York anbietet. „How I Met your Mother“ heißt die Serie, in der ein Vater seinen Kindern im Jahr 2030 erzählt, wie er einst ihre Mutter kennenlernte. Harris soll einen Macho namens Barney Stinson spielen. Ein sympathisches Großmaul, das alle Männer „Bro“ nennt, nach einem flotten Spruch die Hände hochreißt und „High-Five“ ruft und sich selbst rundum „legendär“ findet, wenn er in maßgeschneiderten Anzügen mit immer neuen Tricks jeder Frau hinterhersteigt.
Harris nimmt an und füllt die Rolle so gut aus, dass Barney mit seinen Sprüchen bald zum heimlichen Star der Serie avanciert, die wöchentlich bis zu zehn Millionen Amerikaner einschalten. Auch in Deutschland hat es die Serie mittlerweile vom Samstagnachmittag ins Hauptabendprogramm geschafft.
Geständnis ohne Folgen
Mit dem Erfolg kommen die Gerüchte über Harris’ sexuelle Orientierung. Weil man ihn nach Drehschluss nie mit einer Frau sieht. Dafür aber mit Männern. Vor allem mit dem jungen Schauspielkollegen David Burtka. Harris geht in die Offensive. „Ich räume gern mit den Gerüchten auf und kann stolz verkünden, dass ich ein sehr zufriedener schwuler Mann bin, der sein Leben in vollen Zügen genießt“, schreibt er 2005 im amerikanischen „People Magazin“.
So ein Geständnis kann Folgen haben, vor allem im prüden Amerika. Doch was etwa für einen Rock Hudson in den 1960ern das Ende seiner Karriere bedeutet hätte, bleibt für Harris ohne Konsequenzen. Während er für viele Männer offenbar weiterhin der Aufreißer in den scharfen Anzügen bleibt mit dem man gerne einen trinken gehen würde, finden die Frauen Harris als Homosexuellen noch interessanter als zuvor.
Er moderiert bei Preisverleihungen, ist Gastjuror bei Casting Shows und wird immer öfter auch für Kinofilme engagiert. Als Hetero wohlgemerkt. In diesem Sommer erst spielt er die Hauptrolle in „Die Schlümpfe“. „Ich glaube“, hat der 38-Jährige neulich in einem Interview gesagt, „dass die Gesellschaft heute eben doch weiter ist, als viele denken.“ Auch in Hollywood.
Schlümpfe hin, Talkshows her, Harris’ Paraderolle bleibt Barney. Längst gibt es den Verhaltens-Kodex des TV-Playboys auch in Buchform. Der „Bro-Code“ heißt die Sammlung von Dating- und Verhaltensregeln und ist Deutschland bis in die Top-Ten der Spiegel-Bestenliste geklettert – dicht gefolgt von Stinsons neuestem Werk: „The Playbook – spielend leicht Mädchen klarmachen“. Wer die Serie mag, wird sich mit beiden Büchern amüsieren. Und die Serie mögen offenbar immer mehr Deutsche. „Wir kommen kaum hinterher mit dem Drucken“, sagt eine Sprecherin des Riva-Verlages, bei dem die Bücher in Deutschland erscheinen.
Privat wechselt er Windeln
Auch Neil kommt kaum hinterher - mit Windeln wechseln. Vor neun Monaten ist er Vater von Zwillingen geworden. Eine Leihmutter hat die Babys für ihn und seinen Partner ausgetragen. In diesem Sommer erholte sich die Familie an der Cote D’Azur – gemeinsam mit Elton John, dessen Gatten und dem kleinen Sohn. „Eine der besten Wochen unseres Lebens,“ schwärmt Harris anschließend via Twitter und will angeblich eine Hochzeit mit Freund David nicht mehr ausschließen.
Ja sogar sein Alter Ego Barney soll es gerüchteweise vor den Traualtar ziehen. In der demnächst startenden siebten Staffel, wollen Eingeweihte erfahren haben, wird der notorische Playboy am Ende überraschend heiraten. Allerdings eine Frau. Ganz so weit ist die Gesellschaft in Hollywood dann doch noch nicht.