Moskau. . Nach dem Absturz eines unbemannten russischen Raumtransporters auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS haben die Behörden weitere Starts von Sojus-Raketen vorübergehend ausgesetzt.

Neue Starts der russischen Sojus-Rakete solle es erst geben, wenn die Ursachen für den Absturz des Raumtransporters geklärt seien, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag einen Vertreter der russischen Raumfahrtbehörden. Die Sojus-Raketen sind nach der Einstellung des US-Space-Shuttle-Programms Ende Juli die einzigen Transportmittel zur Versorgung der ISS. Der nächste bemannte Flug zur ISS mit Hilfe einer Sojus-Rakete war auf den 22. September angesetzt.

Das Raumschiff vom Typ Progress M-12M war am Mittwoch nach dem Start einer Sojus-U-Rakete auf dem russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan nicht auf die korrekte Umlauflaufbahn platziert worden und daraufhin auf die Erde gestürzt. Nach Angaben der russische Raumfahrtagentur Roskosmos war kurz nach dem Start ein Druckabfall im Treibstofftank der Sojus-U-Rakete festgestellt worden, kurz darauf brach der Kontakt zu ihr ab.

An Bord des Transporters waren mehr als 3,5 Tonnen Nachschub für die ISS-Besatzung. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti hatte daraufhin berichtet, das Sojus-Raketenprogramm könne möglicherweise vorübergehend unterbrochen werden. Vertreter der russischen und der US-Raumfahrtbehörde betonten nach dem Absturz vom Mittwoch, an Bord der ISS seien Lebensmittelvorräte für mindestens zwei Monate.

Das große Aufräumen

Nach dem Fehlstart hat das große Aufräumen begonnen. Spezialtrupps sind bei der Ortschaft Karakokscha in der fernöstlichen Altai-Gebirgsrepublik unterwegs, um die Trümmer zu bergen. Zugleich geht die intensive Suche nach den Ursachen der Katastrophe weiter, die nicht nur verbogenes Blech, sondern auch großen moralischen Schaden produziert hat. Auf einer Krisensitzung in Moskau hat am Donnerstag die Raumfahrtagentur Roskosmos versichert, ihre Verpflichtungen im ISS-Programm bedingungslos zu erfüllen. Inzwischen werden erste Forderungen nach einer internationalen Untersuchung laut.

Der Sojus-Absturz vom Mittwoch kommt einem mittleren GAU gleich. Viel schwerer als der Verlust der 2,7 Tonnen Nachschub für die Besatzung der Internationalen Raumstation wiegt die Tatsache, dass das bis dato höchst zuverlässige und wichtigste kosmische „Arbeitspferd“ der Russen zu lahmen scheint. Die möglichen Folgen gerade für den weiteren Betrieb der Raumstation sind noch nicht absehbar. Doch werden die Partner jetzt mit Nachdruck daran erinnert, dass sie nach dem Ende des Shuttle-Programms kein bemanntes Reservetransportsystem für die Station mehr haben und voll von den Russen abhängen.

Keine Versorgungsprobleme für die ISS

Die Bruchlandung im Altai weckt Erinnerungen an das Jahr 1975. Damals war ein Sojus-Raumschiff mit Wassili Lasarew und Oleg Makarow an Bord ebenfalls wegen eines Problems mit der 3. Raketenstufe dort im Gebirge notgelandet. Wie durch ein Wunder überlebten die Männer. Damals wurde die nächste Sojus-Rakete bereits sieben Wochen später gestartet. Wie schnell diesmal der Fehler ausgemacht und beseitigt werden kann, steht noch nicht fest. In ersten Medienberichten heißt es, der für den 22. September geplante Start der nächsten bemannten Sojus-Kapsel zur ISS werde sich wohl verzögern. Dann müssten auch die drei Astronauten, die eigentlich am 8. September von der Raumstation zurückkehren sollen, ihre Mission verlängern.

Versorgungsprobleme dürften durch den Ausfall des Frachters in der ISS nicht auftreten, sagte der russische Flugleiter Wladimir Solowjow. Niemand werde Hunger leiden. Zudem fliege das nächste Frachtraumschiff schon am 28. Oktober zur Station. (mit afp/dapd)