Düsseldorf. . Oliver Pocher versucht sich seit drei Wochen beim Bezahlsender Sky am Ernst des Lebens – also Fußball. Mit Jessica Kastrop serviert er „Samstag live!“ Vor kleinem Publikum. Im Internet gibt es böse Kommentare zu Pochers Einstieg ins Sportgeschäft.

Von Tom Starke, Torwart bei 1899 Hoffenheim, wissen wir nun immerhin, dass er nur 32 Freunde bei Facebook hat. Diese Exklusivnachricht wäre natürlich nie in die Öffentlichkeit gedrungen, wenn nicht Oliver Pocher danach gefragt hätte. Pocher, der von seinem Image als Nerven sägender Fernsehkasper bislang gut gelebt hat, versucht sich seit drei Wochen beim Bezahlsender Sky am Ernst des Lebens, also Fußball. Ein Sport, der harten Belastungen stets standgehalten hat.

Mit Jessica Kastrop serviert Pocher „Samstag live!“. An­dert­halb Stunden für rund 70 000 Zuschauer im Land, etwas weniger, als Borussia Dortmund samstags auf den Tribünen zählt. Eine Zahl, die Pocher aber nicht erschreckt, wie er beteuert. „Das sind keine Zapper, das ist Fachpublikum“, glaubt er. „Das sind die, die wirklich gucken wollen.“ Und das mache ihm „einen Mega-Spaß“. Was auch sonst?

Grauer Anzug, weißes T-Shirt und Turnschuhe: Der 33-Jährige steigt aus seinem dunklen Audi. Er kommt von einem Werbetermin für Sky in den Düsseldorfer Rheinterrassen am Abend in ein kleines, schmuckes Hotel in einer Villengegend. Essen will er nichts, „sonst kann man mich ja nicht verstehen“. Mineralwasser ist okay. Für die wenigen Sprechpausen.

So was nennt man Aufwärtstrend

Der Sender, der sich von ihm offenbar viel verspricht, schreibt mit einem Minus von 53,6 Millionen Euro zwar immer noch tiefrote Zahlen, im Jahr davor waren es allerdings 82 Millionen. So was nennt man dann Aufwärtstrend.

Die Frage nach Pochers Gage wird freilich trotzdem als unanständig empfunden, ein Sky-Sprecher antwortet mit süßsaurem Lächeln: „Er ist jeden Euro wert.“ Die 2,76 Millionen Abonnenten, die für Fußball und etwas Drumherum jeden Monat mindestens 29,90 Euro überweisen, wüssten es vielleicht gerne noch ein bisschen genauer. „Es gab schon lukrativere Angebote“, sagt Pocher, „aber ich bin ja in der bevorzugten Lage, nichts machen zu müssen, was ich nicht machen will.“

Seine Show bei Sat1 ist mächtig gefloppt. Dass Pocher von Selbstzweifeln so weit entfernt ist wie Rainer Calmund von einem Sättigungsgefühl, überrascht nicht. „Es war die falsche Sendung am falschen Platz, sagen Sie mir mal außer ,Danni Lowinski’ und ,Der letzte Bulle’ eine Sendung bei Sat1, die erfolgreich ist“, poltert Pocher. Dass Jürgen von der Lippe dort mit „Ich liebe Deutschland“ eingebrochen sei, überrasche ihn auch nicht: „Das war doch Schrott, vor zehn Jahren stehengeblieben.“

Tabellenstände und Spielerinterviews

Die Reaktionen im Internet auf Pochers Einstieg ins Sportgeschäft darf man durchaus unfreundlich nennen, es gibt Fußballfans, die ihn überall hinwünschen, bloß nicht in die Welt von Pokalauslosungen, Tabellenständen und Spielerinterviews.

„Das ist der Hass, das ist ein Reflex, den ich auslöse, weil ich nun mal polarisiere“, sagt Pocher. Im Internet dürfe ja ohnehin jeder schreiben, was er wolle. In zwei, drei Jahren habe man sich daran gewöhnt, dass er im Sportprogramm unterwegs sei. Hofft er. Die Kollegen betrachteten ihn zwar auch noch als „bunten Vogel“. „Aber der Fritz von Thurn und Taxis hat mich schon in die Arme genommen“, erzählt er, und einen Moment lang wirkt Oliver Pocher so, als empfinde er das wirklich als Glücksgefühl.

Mehr Entertainment will er in die Sendung einbauen, na klar, so was wie die Sportschau findet er öde. Und „Floskeltennis“ mag er mit seinen Gesprächspartnern auch nicht spielen. Das lässt dann auf Großes hoffen. Am Samstagabend ist der Hertha-Kicker Christian Lell zu Gast. Mal sehen, wie viele Freunde der bei Facebook hat.