Madrid. Eine halbe Million junger, gläubiger Menschen ist in dieser Woche in Madrid. Doch einige Gläubige rufen zu Protesten auf, weil sie sich an den Subventionen für die Veranstaltung stören.
Im August, wenn die Temperaturen auf über 35 Grad klettern, fliehen die meisten Madrider an die Strände, und es kehrt ein wenig Ruhe in die sonst immerzu trubeligen Straßen der 3,3-Millionen-Stadt ein. Doch diese Woche wird sich Madrid wieder füllen: Hunderttausende junge Katholiken aus aller Welt kommen zum heute beginnenden Weltjugendtag in die spanische Hauptstadt.
Die Besucher begreifen sich selber als Pilger, die bis zum kommenden Sonntag ihren Glauben feiern und Papst Benedikt XVI. – der ab Donnerstag in Madrid sein wird – aus der Nähe erleben wollen. Das Motto des Treffens ist ein Paulus-Wort: „In Ihm verwurzelt und auf Ihn gegründet, fest im Glauben.“
Der Weltjugendtag geht auf eine Initiative von Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. zurück, der 1984 zu einem internationalen Jugendtreffen nach Rom einlud. Seit 1986 wird der Weltjugendtag jährlich abwechselnd in Rom und in anderen Städten der Welt gefeiert. Die Veranstaltung wendet sich an junge Leute zwischen 15 und 30 Jahren. Das Durchschnittsalter der knapp 500 000 Gläubigen, die sich für den diesjährigen Weltjugendtag angemeldet haben, ist 22. Neben zahlreichen Messen und einem religiös-kulturellen Programm wird der „Kreuzweg“, der die Stationen Jesu auf dem Weg zur Kreuzigung nachempfindet, am Freitag in der Madrider Innenstadt der Höhepunkt des Jugendtreffens sein.
Das offizielle Spanien heißt die Katholiken aus aller Welt herzlich willkommen. Doch die politische Ehrerbietung für die katholischen Gläubigen und vor allem für ihr geistliches Oberhaupt löst in Spanien auch Unmut aus. Rund hundert kirchenkritische Gruppen haben für Mittwoch zu einer Demonstration aufgerufen. Motto: „Von meinen Steuern, null für den Papst.“
Große Firmenspenden
Sie stören sich an den indirekten Subventionen für den Weltjugendtag. Die Veranstalter kalkulieren mit Kosten von 50 Millionen Euro, die von den Teilnehmern und von großen Firmenspenden gedeckt werden. Doch die Kritiker rechnen weitere Kosten hinzu: etwa entgangene Einnahmen, da die Spenden für den Weltjugendtag von der Steuer abgesetzt werden können.
Besonders schmerzhaft empfinden die Kritiker die verbilligten Metrotickets: Während ein gewöhnlicher Tourist für eine Wochenkarte 50 Euro zahlt, hat der Weltjugendtag einen Spezialpreis von 10 Euro ausgehandelt. Und das, nachdem der Preis fürs gewöhnliche Einzelticket in Madrid gerade von 1 Euro auf 1,50 Euro erhöht worden ist. In Zeiten harter Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben, so die Kritiker, sei die „Umleitung öffentlicher Mittel für private Zwecke besonders gravierend“.