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Lediglich sein Cape hat er noch. Und natürlich diese unglaubliche Arroganz allen Menschen gegenüber, die nicht so intelligent sind wie er. Was die meisten nicht sind. Denn er ist Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch). Neuerdings ermittelt er im 21. Jahrhundert. „Ein Fall von Pink“ ist seine erste Aufgabe (Sonntag, ARD, 21.45 Uhr)

Die BBC hat den Meisterdetektiv aus der Feder von Arthur Conan Doyle in die Gegenwart geschickt – zusammen mit seinem neuen WG-Partner Doktor Watson (Martin Freeman), einem traumatisierten Militärarzt, der gerade aus Afghanistan zurückgekehrt ist. Auf das ungleiche Duo warten drei Fälle, die sie in jeweils 90 Minuten lösen.

Als er zum ersten Mal von der Idee gehört habe, Sherlock Holmes in die Moderne zu verfrachten, habe er gedacht: „Das kann nicht funktionieren“, erinnert sich Freeman. Kann es doch, wie sich bereits nach wenigen Minuten zeigt. Ganz hervorragend sogar. Nicht nur, weil die viel zitierte Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt. Aller High-Tech zum Trotz, ist sich der „Consulting Detective“, wie er sich mittlerweile nennt, nämlich recht treu geblieben. Jedenfalls hat der BBC-Holmes weitaus mehr mit dem literarischen Vorbild gemeinsam, als die aktuelle Kinoversion mit Robert Downey Jr., von dem demnächst der zweite Teil auf die Leinwand kommt.

Toilettengang verkneifen

Cumberbatch spielt ihn überheblich, sarkastisch, ungeduldig. Ein profaner Mord? Langweilig. Einfach nur erschossen? Wie öde. Ein Getriebener ist dieser Mann, leicht schrullig und schwer eitel. Süchtig nach Abenteuern und genervt von allem Alltäglichen. „Einen Psychopathen“ nennen ihn manche bei der Polizei, doch Detective-Inspector Lestrade (Rupert Graves) ruft ihn trotzdem, wenn er nicht mehr weiter weiß. Und er weiß oft nicht weiter.

Dann schlussfolgert Holmes. Manchmal so schnell, dass man nicht mehr mitkommt. Überhaupt legt die Serie mit harten Schnitten und rasanten Kamerafahrten ein derart hohes Tempo vor, dass man sich den Gang zu Kühlschrank oder Toilette tunlichst verkneifen sollte. Sonst verpasst man schnell etwas. Zum Beispiel, wie Holmes dank seines fotografischen Gedächtnisses zu Fuß ein Taxi durch halb London verfolgen kann, weil er jede Abkürzung kennt.

Zweite Staffel wird schon gedreht

In der Auftaktfolge „Ein Fall von Pink“ werden nacheinander vier Menschen gefunden, die tödliche Giftkapseln geschluckt haben. Alles deutet auf Selbstmord hin, aber für Holmes ist klar. Es war Mord.

Doch den Täter nur zu überführen, das reicht ihm nicht. Er will sich mit ihm messen, will ihn besiegen und gerät dabei in Lebensgefahr. Das ist spannend, lässt aber gleichzeitig nie den typisch britischen Humor vermissen.

So wundert es nicht, dass die Serie in der vergangenen Woche gleich vier Mal für den wichtigsten US-TV-Preis, den „Emmy“, nominiert wurde. Und eine zweite Staffel wird auch gerade gedreht.