Brüssel. . Belgiens 77-jähriger Monarch König Albert II. durchlebt derzeit schwere Zeiten und schlaflose Nächte: Das Land ist ohne Regierung, und auch sein jüngster Sohn, Prinz Laurent (48), bereitet ihm mächtig Ärger.
Der belgische König Albert II. ist in diesen Tagen wahrlich nicht zu beneiden. Am Tage der Feierlichkeiten zum belgischen Nationalfeiertag plagen den 77-Jährigen schlaflose Nächte. Zwei Dinge sind es, die dem Monarchen das Leben besonders schwer machen – der Streit mit seinem jüngsten Sohn Prinz Laurent (48) und vor allem die politische Dauerkrise in seinem Königreich, die schon drei Jahre lang andauert. Nach den vorgezogenen Neuwahlen vom 13. Juni 2010 hat sie sich dramatisch zugespitzt. Auch ein Jahr nach dem Urnengang gibt es immer noch keine neue Regierung in Brüssel.
„Enfant terrible“ der königlichen Familie
Am Donnerstag zum Nationalfeiertag hält König Albert traditionell eine Ansprache an sein Volk. Was wird er sagen? Der wallonische Sozialist Elio Di Rupo (60), von ihm mit der Regierungsbildung beauftragt, konnte immer noch kein neues Kabinett auf die Beine stellen. Di Rupo droht abermals zu scheitern.
Immer wieder große Sorgen bereitet dem König aber auch Prinz Laurent, der in Belgien als das ,,enfant terrible‘‘ der königlichen Familie oder als ,,Prinz Bleifuß‘‘ bezeichnet wird, weil er das Gaspedal seiner Sportwagen gerne durchtritt und dabei regelmäßig von der Polizei erwischt wird.
Gestörtes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, König und Prinz, ist nachhaltig gestört, weil Prinz Laurent gegen den ausdrücklichen Willen seines Vaters und gegen den Willen des noch geschäftsführend amtierenden belgischen Ministerpräsidenten Yves Leterme Anfang des Jahres in die ehemalige belgische Kolonie Kongo in Afrika reiste. Prinz Laurent ließ sich die Reise teilweise vom kongolesischen Staatspräsidenten Kabila bezahlen, führte mit ihm und anderen Politikern Gespräche und betrieb de facto eine Art Neben-Außenpolitik.
Das ärgerte nicht nur Leterme, sondern auch den König. Als in der belgischen Presse Berichte erschienen, Albert II. sei ,,stocksauer‘‘ auf seinen jüngsten Sohn Laurent, ließ der König diese Berichte von seinem Sprecher sogar noch öffentlich bestätigen.
Nun scheint Albert II. seinem Sohn eine weitere öffentliche Ohrfeige verpassen zu wollen. In diplomatischen Kreisen in Brüssel heißt es, der König habe den Prinzen und dessen Frau Prinzessin Claire nicht zu den Feierlichkeiten am Nationalfeiertag eingeladen. Zwei Plätze auf der Ehrentribüne am Donnerstag würden leer bleiben. So könne ganz Belgien sehen, dass Laurent bei der königlichen Familie von Sachsen Coburg derzeit nicht mehr willkommen ist.
Ein Prinz im Zwielicht
Sollte Prinz Laurent am Donnerstag samt seiner Gattin tatsächlich von der Ehrentribüne verbannt sein, dann wäre es nicht das erste Mal, dass sein Vater ihn dermaßen öffentlich bloßstellt und straft. Schon im Jahr 2007 verhängte er gegen Prinz Laurent für ein halbes Jahr lang ein Besuchsverbot im königlichen Palast zu Brüssel. Damals war Laurent ins Zwielicht geraten, weil er sich sein Privathaus mit Geldern hatte renovieren lassen, die eigentlich der belgischen Marine zustanden. Das führte zum so genannten ,,Marine-Prozess‘‘ in dem sich hohe belgische Beamte verantworten mussten, die dem Prinzen das Geld zugeschleust hatten. Ergebnis: Prinz Laurent musste das Geld an die Marine zurück bezahlen.
Und dabei kam er noch glimpflich davon: Er wurde nicht wegen Betrugs verurteilt, weil sein persönlicher Berater Noel Vaessen den Deal mit der Marine für den Prinzen eingefädelt hatte.