London. . In Großbritannien sorgt eine ungewöhnliche Lotterie-Idee für Aufsehen: Tombola-Gewinner erhalten umgerechnet 30 000 Euro für eine künstliche Befruchtung. Zu der Lotterie sind Singles ebenso eingeladen wie Homosexuelle.

Die Sorge mancher Frauen, eher im Lotto zu gewinnen als schwanger zu werden, nimmt eine gemeinnützige Organisation in Großbritannien jetzt wortwörtlich. Sie verlost ab sofort jeden Monat ein Baby: Tombola-Gewinner erhalten umgerechnet 30 000 Euro für eine künstliche Befruchtung.

Die Britische Glücksspiel-Kommission hat der Organisation „To Hatch“ in dieser Woche grünes Licht für ihre ungewöhnliche Aktion gegeben. Camille Strachan, Gründerin des Benefizfonds, dessen Name auf deutsch „schlüpfen“ bedeutet, erklärt ihre Idee so: „Es ist mein Wunsch, Paaren mit Baby-Sehnsucht den ultimativen Wunschzettel zu erfüllen.“

Gewinner dürfen während der Behandlung in einem Luxushotel übernachten, bekommen ein Auto mit Chauffeur, einen persönlichen Assistenten und Freiminuten fürs Handy. Sollte die Standardbehandlung fehlschlagen, trägt die Organisation die Kosten für alternative Behandlungen. Hierbei stehen operative Eingriffe, gespendete Eizellen oder eine Leihmutter zur Auswahl. Die Sieger dürfen sich allerdings nur für eine der Ersatz-Möglichkeiten entscheiden. Zu der Lotterie sind Singles, Homosexuelle und ältere Menschen mit Babywunsch genauso eingeladen wie heterosexuelle Paare. Die Lotterietickets von „To Hatch“ sollen umgerechnet 22 Euro kosten. Einzige Einschränkung für einen Loskauf ist ein Mindestalter von 16. Den Sieger wählt dann ein Computer per Ticketnummer aus. „To Hatch“ betreibt bereits einen Online-Ratgeber für kinderlose Paare (www.to-hatch.co.uk/).

Das Glücksspiel ist für viele Möchtegern-Eltern die beste Nachricht seit Wochen. Denn im darbenden britischen Gesundheitssystem werden derzeit die Ausgaben für künstliche Befruchtungen extrem eingeschränkt.

Natürlich ließ aber auch Kritik nicht lange auf sich warten. „Die Aktion trivialisiert einen ganz zentralen Aspekt unseres Lebens“, findet Großbritanniens Regulierungsbehörde für derartige Eingriffe, „Human Fertilisation and Embryology Authority“ genannt. „Künstliche Befruchtungen als Preis anzubieten, ist falsch und absolut unangemessen“, so die Kritiker. Bei der britischen Organisation „Core“, die sich mit ethischen Problemen im Zusammenhang mit der menschlichen Fortpflanzung beschäftigt, heißt es, eine solche Baby-Tombola sei „schreckenerregend“. „Die Schöpfung menschlichen Lebens sollte nicht auf eine öffentliche Lotterie reduziert werden“, zitiert die „Bild“ Josephine Quintavalle von „core“.

Jedes siebte Paar in Großbritannien leidet unter Unfruchtbarkeit. Von 40 000 Patienten, die sich 2008 einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen, war nur jeder vierte Fall erfolgreich und von einem Kind gekrönt. Die Kostenseite: Pro Befruchtungszyklus fallen umgerechnet rund 6000 Euro an. Einen Zyklus bezahlt das britische staatliche Gesundheitssystem. Weitere Versuche müssen privat finanziert werden.

Eine Online-Beratung

„Die Lotterie gibt wenigstens denen Hoffnung, die sich diese Summe nicht leisten können“, so Camille Strachan vom Benefizfonds „To Hatch“. Die 37-Jährige ist selbst erst nach mehreren künstlichen Befruchtungen – In-vitro-Fertilisationen (IvF) – Mutter eines Sohnes geworden und leitet heute in West-London eine Online-Beratung für Paare mit ähnlichen Problemen.