Erfurt. . Urteil im Betrugsskandal beim Kinderkanal: Der beschuldigte ehemalige Mitarbeiter muss wegen Bestechlichkeit und Untreue über fünf Jahre ins Gefängnis. Er hatte mittels Scheinrechnungen den Sender um Millionen betrogen.

Ein ehemaliger Herstellungsleiter des Kinderkanals (KiKa) ist vom Landgericht Erfurt wegen Bestechlichkeit und Untreue in 48 Fällen zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.

Die Richter sahen es am Dienstag als erwiesen an, dass der 44-Jährige den Sender durch Scheinrechnungen um mehrere Millionen Euro betrogen hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und acht Monaten gefordert. Die Verteidigung plädierte auf ein Strafmaß von dreieinhalb Jahren.

Verteidigung sieht interne Kontrolldefizite beim MDR

Der Vorwurf der Bestechlichkeit treffe hingegen nicht zu, sagte Rechtsanwältin Doris Dierbach. Zudem sei ihr Mandant vermindert schuldfähig. Ein Gutachter hatte ihm Ende Juni eine krankhafte Spielsucht bescheinigt. Nach Ansicht der Verteidigerin hätten zudem die internen Kontrolldefizite im MDR sowie die vernachlässigte Aufsichtspflicht der Erfurter Spielbank strafmildernd berücksichtigt werden müssen.

Der Angeklagte hatte die Vorwürfe zu Beginn des Prozesses Anfang Juni eingeräumt. Er begründete sein Verhalten mit seiner Spielsucht. Nach eigener Aussage hatte er an manchen Abenden mehrere Zehntausend Euro verspielt.

MDR zieht Konsequenzen

Nach dem Millionenbetrug zieht der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), der die Geschäfte für den gemeinsamen Sender von ARD und ZDF lenkt, Konsequenzen. Ende Juli sollen erste Ergebnisse des externen Beraterteams zu möglichen Schwachstellen im Kontrollsystem des MDR vorliegen. Das teilte der MDR-Rundfunkrat nach seiner Sitzung am Montag in Leipzig mit. Zudem werde die Umstrukturierung der Herstellungsleitung weiter vorangetrieben. Auch an einer Weiterentwicklung der unternehmensinternen Verhaltensrichtlinien werde gearbeitet.

Alle Führungskräfte sollen künftig verpflichtend Schulungen zur Korruptions- und Betrugsprävention absolvieren. Spätestens bis Jahresende wird der MDR nach eigenen Angaben zudem die Zusammenarbeit mit allen Firmen beenden, gegen deren Geschäftsführer im Zusammenhang mit dem Betrugsskandal strafrechtliche Ermittlungen laufen. (dapd)