Essen. . Das Verbrauchermagazin „Wiso“ untersucht Lebensmittel, die künstlich produziert werden

Das Verbraucher-Magazin „Wiso“ im Zweiten bietet im Sommer ein Kontrastprogramm zum schier allgegenwärtigen Fußball. Ab Montag, 19.25 Uhr, laufen drei 45-minütige Dokus zu Verbraucherthemen. Dabei profitiert die Auftaktfolge ungewollt von der Ehec-Diskussion: Es geht ums Essen.

Redaktionsleiter und Moderator Michael Opoczynski (62) flüchtet sich nicht in unverbindliche Diplomatie: „Das Krisenmanagement bei Ehec war grauenhaft. Es hat nicht dafür gesorgt, dass Zutrauen geweckt wurde. Die Verantwortlichen haben vielmehr mit dem Finger aufeinander gezeigt. Es wurde gewarnt, ohne wirkliche Beweise vorzulegen.“

Die Liste der Skandale ist lang

Der Ehec-Skandal – es war nicht der einzige Fall, der Verbrauchern sauer aufstieß. Die Liste allein in jüngerer Zeit ist lang. Sie reicht von Gammelfleisch bis hin zu Dioxin in Futtermitteln. „Da hieß es auch, wir machen alles besser“, bilanziert Opoczynski bitter, „aber es hat sich nichts, aber auch gar nichts getan.“

Im Gegenteil: Opoczynski und sein Team machen in ihrer Doku deutlich, dass gerade Nahrungsmittel, die auch Medikamente sein sollen, alles andere als gesund sind. Die Startfolge des „Wiso“-Dreiteilers fragt: „Alles lecker, oder was?“

Erfolg beim Publikum

Die Reihe des Verbrauchermagazins ist clever platziert. Sie läuft vor 20 Uhr. Damit befindet sie sich in einem Umfeld, in dem oft genug für Nahrungsmittel und Getränke geworben wird. 2008 probierte „Wiso“ das Konzept erstmalig aus, und es funktionierte. Bisher erreichten die Spezialausgaben mehr als drei Millionen Zuschauer und einen respektablen Marktanteil von 12,3 Prozent – selbst im Vorjahr, als die Männer um die Fußball-Weltmeisterschaft kickten.

Die aktuelle Auftaktfolge des Doku-Dreiers zielt auf künstlich hergestellte „Lebensmittel zwischen Werbung und Wahrheit“. Laut Opoczynski ließ die Wiso-Redaktion Nahrungsmittel mit behauptetem Arznei-Anspruch testen: „Ein Wissenschaftler hat uns sogar gesagt, er hält solche Produkte für problematisch, ja sogar für schädlich.“

Zu den getesteten Produkten gehören auch komplett künstliche Nahrungsmittel wie das Szene-Getränk „Wild Berrys“: „Abgebildet sind Himbeeren und Blaubeeren. Aber unsere Untersuchungen haben ergeben, dass sich in den Getränken überhaupt keine Spuren von Beeren nachweisen lassen, null, gar nichts, nur künstlicher Kram.“

Anbieter aus der Region

Sind Verbraucher so macht- wie hilflos? Keineswegs. Opoczynski: „Generell transportieren die großen Erzeuger (selbst wenn sie sich ,bio’ nennen), ihre Waren durch ganz Europa. Dadurch werden Nahrungsmittel zu einem Industrieprodukt herabgewürdigt. Das ist gefährlich, und das schlägt auf uns zurück.“ Opoczynski wirbt für Anbieter von Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch aus der Region. Ihr Vorteil: „Die Wege vom Acker zum Teller sind kurz.“

Apropos kurz. Opoczynski ist nur noch ein paar Tage vom Ruhestand entfernt. Am 1. Juli wird der gebürtige Berliner von Martin Leutke abgelöst, vor und hinter der Kamera.