Essen. . Totgesagte leben länger. Binse - und dennoch wahr. Nach Dauererfolgen von US-Ware gewinnt die deutsche Serie wieder an Kraft. Was Sat.1 glückte, will RTL jetzt auch.

Die deutsche Serie, so schien es lange, war tot. Im deutschen Privatfernsehen dominierte US-Ware wie „CSI“ und „Dr. House“, „Navy CIS“ und „The Mentalist“. Sie protzte mit Hochglanz-Optik à la Hollywood – und Budgets, die deutsche Fernsehmacher grün werden ließen vor Neid. Versuche, die US-Vorbilder zu kopieren, scheiterten kläglich. Jetzt hat das deutsche Fernsehen die Wende geschafft – Sat.1 sei Dank.

Mit „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ wagte der Münchner Sender einen Neustart. Dass beide Serien bei Publikum und Kritik gleichermaßen ankamen, gilt das Quadratur des Kreises – und als Triumph von Fictionchef Joachim Kosack. Dabei hatte er den Machern der Serien, Granada für den „Bullen“ und Phoenix Film für „Danni“, so kleine Etats zugestanden, die im US-Fernsehen gerade mal dazu gereicht hätten, die Darsteller zu verpflegen. Dennoch holten die Produktionsfirmen aus den Mini-Budgets ein Maximum heraus. Sie legten ihren Ehrgeiz nicht in aufwändige Bilder. Vielmehr ging es ihnen um lebensnahe Figuren und Geschichten voller Witz, Charme und, ja, Herz. Zudem erwiesen sich die Stars der Serien, Henning Baum hüben und Annette Frier drüben, als glaubwürdige Publikumslieblinge. Zuschauer unter 50 lechzten förmlich nach der Frischware von Sat.1.

Dritte Staffeln stehen vor Drehstart

Kein Wunder, dass der Sender mit Macht verhindern will, dass das Interesse an Mick Brisgau und Danni Lowinski erlahmt. Sat.-Sprecherin Diana Schardt zu dieser Zeitung: „Ab kommendem Montag wiederholen wir die ersten Staffeln, so können die Zuschauer, die erst zur zweiten Staffel Fan wurden, sehen, wie alles begann.“ Schardt: „Die jeweils dritten Staffeln drehen wir in wenigen Wochen an.“

Mehr noch: Kommissar Wolff meldet sich nächstens „zurück im Revier“. Zudem arbeiten Kosack & Co. an weiteren Formaten.

Marktführer RTL steckt wieder Geld ins Programm

Auch Marktführer RTL hat den Charme der Serie wiederentdeckt. Dieser Tage startete der Kölner Privatsender die Dreharbeiten für eine TV-Version des Kino-Hits „Transporter“. Neben RTL gaben der amerikanisch-kanadische Sender HBO sowie der französische Kanal M6 Geld fürs 30-Millionen-Euro-Projekt von Star-Regisseur Luc Besson.

Damit setzt RTL ein deutliches Zeichen, dass die Werbekrise vorbei ist. Folgerichtig vertraute RTL-Chef Gerhard Zeiler dem „Handelsblatt“ an: „Wir investieren 2011 wieder verstärkt ins Programm.“