Palma de Mallorca.. Zum Abschied umgibt sich „Wetten, dass“-Moderator Thomas Gottschalk noch einmal mit schönen Frauen. Die Quote schraubt er von Mallorca aus noch einmal in die Höhe. Was aus ihm wird, was aus der Sendung wird? Er sagt es nicht.
Am Ende der Show tanzt er, springt zu den Klängen von Status Quo über die Bühne. Bloß keine Wehmut aufkommen lassen, nur nicht rührselig werden. Jedenfalls nicht, so lange die Kameras laufen. In seiner letzten regulären „Wetten, dass..?“-Ausgabe gibt sich Thomas Gottschalk betont fröhlich, will sich aber weder über seine, noch über die Zukunft der Sendung etwas entlocken lassen.
Es ist ein Abend der schönen Frauen. So vieler schöner Frauen, dass es selbst für den Gastgeber, der bei sommerlichen 24 Grad auf einer Harley-Davidson eingefahren ist und vom Publikum immer wieder begeistert gefeiert wird, etwas Besonderes ist. Und so bittet er irgendwann um ein Foto. Rechts Jennifer Lopez und Cameron Diaz im Arm, links Heidi Klum und Michelle Hunziker. Kaum vorstellbar, dass es ein ähnliches Bild mal von Jörg Pilawa geben wird.
Drei Sondersendungen
Wenn er denn der Nachfolger wird. „Ich darf nichts verraten“, sagt Gottschalk, als Frank Elstner, der überraschend die letzte Wette des Abends moderiert, ihn danach fragt. „Ich weiß aber auch nichts.“ Wer’s glaubt.
Von Abschiedsstimmung ist ansonsten nicht viel zu spüren an diesem Abend – nicht nur weil es noch drei Sondersendungen mit Rückblicken im Herbst geben wird. Entspannt plaudert Gottschalk mit seinen Gästen, von denen die meisten schon mehrfach bei ihm auf der Couch gesessen haben. Was den Gesprächsfluss manchmal etwas hemmt, weil eigentlich schon alles gesagt ist. Zum Glück hat fast jeder einen neuen Film oder eine neue Platte im Gepäck, die er wie immer ausführlich präsentieren darf.
Zwischendurch gibt es die Wetten. Sie scheinen den Gastgeber an diesem Abend kaum zu interessieren. Für Kandidaten-Namen oder den genauen Ablauf jedenfalls muss Gottschalk am Samstag immer wieder seine Assistentin Michelle Hunziker bemühen.Was da in der Arena von Palma geboten wird – Tennis mit zwei Baggern, fünf Leute in einer Bademütze oder Bierfässer in einen Basketballkorb werfen – hat man allerdings so ähnlich auch schon oft gesehen in den vergangenen 30 Jahren. Nur Felipe Tacogdoy, der Mann von den Philippinen, der Kokosnüsse mit den Zähnen schält, der dürfte in deutschen Wohnzimmern für Gesprächsstoff gesorgt haben. Wettkönig allerdings wird Nico Koch aus dem Allgäu, der mit einer akrobatischen Leistung Stoff-Eiswürfel in ein übergroßes Cocktail-Glas befördert.
So bleibt nach drei Stunden die Erkenntnis, dass „Wetten,dass..?“ ohne Gottschalk in dieser Form nicht funktionieren kann. Denn auch mit über 60 Jahren ist er an guten Tagen noch immer einer der schlagfertigsten und unterhaltsamsten Moderatoren, den das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Und einer der wenigen, der seinen prominenten Gästen auf Augenhöhe gegenübertritt. Bei Stars aus den USA ist er sogar der einzige. Weil er in ihrer Nähe wohnt, sich in ihren Kreisen bewegt. Seinem Nachfolger hat er deshalb bereits per „Bild“-Interview dringend geraten, „alles anders“ zu machen.
Keine Rückkehr
Eine Rückkehr wie in den 1990er-Jahren, als er die Show nach zwei Jahren Pause wieder übernahm, schließt er aus. „Die Sendung muss jünger werden“, hat er im selben Interview gesagt. „Und das ist bei mir nicht zu erwarten.“ An dieser Einschätzung wird die – dank gnädiger Gegenprogrammierung und Abschiedsbonus – mit 12,43 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 42,8 Prozent beste Quote seit vier Jahren wohl ebenso wenig ändern, wie das „Wette weiter“-Flehen von über 60 Prominenten in einer großen deutschen Sonntagszeitung. Einfach aber fällt ihm dieser Schritt trotzdem nicht. „Es tut mir schon leid“, gesteht Gottschalk den 9600 Zuschauern in der Arena, als die Kameras ausgeschaltet sind.
Dem Fernsehen wird er erhalten bleiben. Ob mit einer wöchentlichen Late-Night-Show beim ZDF oder einem täglichen Talk in der ARD, weiß er angeblich noch nicht. In den nächsten Tagen, so Gottschalk in der „Bild“, werde er sich entscheiden – wohlwissend „dass ich mit beidem scheitern kann“. Aber „nur wer nichts macht, macht nichts falsch“.