London. . In jüngeren Jahren galt er als der schönste Aristokrat Europas: Prinz Philip. Der Ehemann der Queen feiert am 9. Juni seinen 90. Geburtstag – die große Party hat er seiner Frau ausgeredet.

Er hat Nachnamen, Titel und Konfession abgegeben, steht im Schatten seiner Frau, wird von Sohn Charles gescholten und in der Protokollabteilung für seine Scherzgranaten gefürchtet: Prinz Philip ist der absolute Anti-Monarch. Und genau dafür lieben die Briten ihr royales Raubein. Heute grummelt der Prinzgemahl sich durch seinen 90. Geburtstag. Wehe dem, der ihm allzu fröhlich gratuliert!

Es ist eine typische Szene: Während die Queen aufs Po­dium in irgendeiner englischen Kleinstadt trippelt, Kameras klicken, steht Philip im Abseits. An diesem Nachmittag schon in Frack gekleidet, hat er die eine Hand unzeremoniell in die Hosentasche gesteckt, in der anderen verwahrt er ungelenk das quietschgelbe Bouquet, das zuvor seine Frau geschenkt bekommen hat. Diese Szene haben die beiden Hoheiten Tausende Male in ihrem Leben aufgeführt – dennoch wirkt sie so bizarr wie eh und je. Ein Mann als schnittiges Accessoire, ein laufender Blumenstraußhalter.

Ein stummes Pendant der wichtigeren Gattin? Wie frustrierend das sein muss! Für den einst schönsten Aristokraten Europas lässt sich das nur mit Humor ertragen.

Das Aus-der-Rolle-Fallen ist sein Gegengift gegen allzu viel Schatten neben dem Rampenlicht: Die Queen begrüßt unter höflichem Applaus einen Würdenträger, das Kichern und die Sympathien heimst allerdings Philip ein, der angefangen hat, an einer Fußgängerampel Grimassen zu schneiden.

Bei Pippa wird er weich

Es müssen schon besondere Frauen sein, dass Philip auf Prinz Charming macht. Pippa Middleton etwa. Da konnte die Hochzeit des Jahrhunderts vor Millionen Zuschauern auf dem Palastbalkon in einer Kussszene enden, Philip flüsterte der süßen Middleton-Schwester erst einmal ein Scherzchen zu. Was es war, ist nicht überliefert, aber Pippas Reaktion lässt jede Spekulation zu: Sie lächelte diplomatisch und schaute dann verzweifelt zur Seite.

Die Queen schenkt ihrem Polterprinzen in solchen Momenten ein besonders schmallippiges Lächeln, das nur eines bedeutet: mühsam kaschiertes Missfallen. Also sputet der Senior sich und trottet im unermüdlichen Takt ihrer schwarzen Lackpumps hinter der Gattin her. Nur bei seinem heutigen Geburtstag hat er sich durchgesetzt: Er will keine Party, kein Aufhebens. Dabei hatte die Queen große Pläne für ein rauschendes Fest. Launig-charmant hat er auch einen Rentnerverein abgebürstet, der ihn im Frühjahr zum „Oldie des Jahres“ küren wollte. „Es gibt doch für die Moral nichts Besseres, als daran erinnert zu werden, dass ich auseinanderfalle.“

Eine Wiege aus Apfelsinenkisten

Doch Philips Leben war viel komplexer als manche seiner plumpen Scherze vermuten lassen: 1921 wurde er als Prinz von Griechenland und Dänemark auf Korfu geboren und bei der Vertreibung seiner Familie in einer Wiege aus Apfelsinenkisten nach Paris evakuiert.

Er wuchs bei wechselnden Verwandten auf, nachdem seine Mutter an Schizophrenie erkrankte. In Deutschland ging er ins Internat Schloss Salem, mit 18 Jahren zur Navy. Tiefgreifend änderte sich sein Leben aber erst, als er 1947 die damalige Prinzessin Elizabeth heiratete. Zur Verlobung gab er seinen eigenen Adelstitel auf, änderte den unpopulären deutschen Nachnamen Battenberg auf Mountbatten und konvertierte zur anglikanischen Kirche.

Vom Mann der Königin wurde erwartet, dass er auch auf seinen Beruf verzichtet – als Navy-Kommandant kein leichtes Opfer. „Ich war gerade befördert worden und der interessante Teil meiner Arbeit sollte erst beginnen“, sagt er in der Retrospektive.

Ein Streitpunkt war die Verfrachtung des sensiblen Sohnes Charles in ein schottisches Internat. Gefühlskälte wirft Charles dem Jubilar dafür vor. Doch es gibt auch eine andere Seite des Raubeins, das seinen Kindern Gute-Nacht-Geschichten vorliest und die Enkel beim schweren Gang hinter Dianas Sarg begleitet. Dass in dem „übellaunigen, alten Sack“, wie er sich selbst bezeichnet, ein zarter Geist wohnt, haben die Briten ohnehin schon lange vermutet.