Ein Gespräch mit Tierheim-Leiterin Brigitte Seele-Roßbach

Ferienzeit ist Tier-Abgabezeit. So war das zumindest in den vergangenen Jahren. Doch das Tierheim Herne-Wanne kann in diesem Jahr auch Positives verkünden: Hunde werden immer seltener abgeben, und das Tierheim stärkt seine Position im Pensions-Geschäft. Welche Tiere aber immer noch unter den Ferien leiden, hat WAZ-Mitarbeiterin Katharina Kruppa im Gespräch mit Tierheim-Leiterin Brigitte Seele-Roßbach herausgefunden.

Was bedeutet Ferienzeit für Sie im Tierheim?

Seele-Roßbach: Gott sei Dank kommen in den letzten Jahren immer mehr Tiere bei uns in Pension, werden also von uns vorübergehend betreut. Das gilt insbesondere für Hunde, immer wenige Leute geben sie einfach so ab. Auf der anderen Seite stellen wir leider verstärkt fest, dass Kleintiere und Katzen abgegeben werden.

Hat das mit den Ferien zu tun?

Bei den Katzen ist es so, dass in den Ferien 30 Prozent mehr abgegeben werden als im Jahres-Durchschnitt. Bei Kleintieren sogar 40 Prozent mehr. Dabei sagen die Leute natürlich nicht, "Wir fahren jetzt in den Urlaub." Häufig sind es Gründe wie "Allergie" oder "Umzug". Manchmal kann man die wahren Gründe aber nur vermuten. Das ist so ein Bauchgefühl.

Warum geben Besitzer ihre Tiere überhaupt in den Ferien ab?

Viele merken: Ich habe überhaupt gar keinen, der mir hilft. Dann hat Tante Käthe auch keine Zeit und auch sonst ist niemand für das Tier da. Und in Pension geben, das kostet natürlich auch etwas. Kleintiere nehmen wir kaum in Pension, weil so viele direkt ganz abgeben werden. Bei Katzen kostet die Pension pro Tag – inklusive Futter – sieben Euro. Das Tier muss allerdings gültig geimpft und kastriert sein, vor allen Dingen Kater. Hunde nehmen wir auch auf, Dackel zum Beispiel acht Euro, ein großer Hund 15 Euro am Tag, inklusive Futter und Gassi gehen. Damit sind wir vom Preis her recht günstig, günstiger als manche Tierpension. Außerdem wissen die Leute, dass die Tiere bei uns wirklich gut versorgt sind. Darum wird das Angebot verstärkt angenommen in letzter Zeit.

Wie lange bleiben die Tiere durchschnittlich bei Ihnen in Pension?

Im Schnitt sind es drei Wochen, es kann aber auch mal sechs Wochen sein, manche Tiere waren sogar schon drei Monate bei uns, weil sich etwa ein Umzug verzögert hat.

Gibt es denn überhaupt tierfreundliche Urlaubsarten?

Das hat sich in letzter Zeit sehr verbessert: Wenn man Internet hat und "Urlaub mit Tier" eintippt, tut sich vieles auf – etwa tierfreundliche Pensionen. Mein Mann und ich nehmen unseren Hund immer mit, sogar bis nach Norwegen. Unser Hund hat auch alle möglichen Impfungen. Von Norden bis in den Süden Deutschlands gibt es auch sehr viele hundefreundliche Pensionen: Zum Beispiel am Chiemsee sind wir gern gesehene Gäste.

Gibt es auch urlaubsfreundliche Tierarten?

Auf jeden Fall der Hund. Der ist immer gerne bei der Familie. Bei einer Katze habe ich schon gehört, dass sie gerne mit in Urlaub fährt, aber eigentlich sind sie mehr an die Umgebung gebunden. Für eine Katze ist es am schönsten, wenn sie zu Hause versorgt werden kann. Die Alternative ist die Pension im Tierheim: Manche sind das schon gewöhnt, kommen regelmäßig zu uns. Kaninchen könnte man auch mit in den Urlaub nehmen, wenn sie gut untergebracht sind, und sie es auf der Autofahrt kühl haben mit Klimaanlage. Allerdings ist eine Autofahrt auch immer Stress.

Haben Sie jetzt noch Kapazitäten für Pensionstiere frei?

Wir haben derzeit schon zehn Anmeldungen bei den Pensionshunden. Insgesamt haben wir 39 Zwinger, davon sind immer gut zehn Zwinger frei, um auch mal kurzfristig ein Tier aufzunehmen. Wir bitten immer darum, die Tiere rechtzeitig anzumelden. Notfalls gibt es vielleicht auch noch Plätze in Gelsenkirchen und Bochum – und wir bemühen uns um Pflegestellen. Das sind dann Tierschützer, die uns gut bekannt sind. Sie nehmen Tiere für zwei bis drei Wochen auf.

Und die Tiere sind auch zufrieden?

Die meisten Tiere fühlen sich im Tierheim sehr wohl. Und seitdem es die preisgünstige Alternative der Tierpension bei uns gibt, glaube ich, dass viele Leute ihre Tiere eben nicht mehr komplett aussetzen. Zudem gibt es mehr Möglichkeiten, Tiere mitzunehmen. Leider gibt es bei Katzen immer noch das Problem, dass viele Leute Katzen haben und diese nicht kastrieren lassen. Dann sind plötzlich Babys da und das wird zu viel. Und wenn dann noch ein Urlaub ansteht, wissen die Leute nicht mehr weiter.