Tokio. . Nach ihrem Einsatz im japanischen Unglücks-Reaktor Fukushima-Daiichi weisen zwei Arbeiter besorgniserregende Strahlen-Belastung auf. Derweil sinkt das Vertrauen der Japaner in die Informationspolitik ihrer Regierung immer weiter.

Zwei Arbeiter aus dem schwer beschädigten japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi sind möglicherweise schwer verstrahlt worden. Der Kraftwerkbetreiber Tepco erklärte am Montag, die beiden Mitarbeiter hätten keine akuten gesundheitlichen Probleme, würden aber weiter auf erhöhte Strahlung getestet.

Die Strahlenbelastung bei den beiden Männer könnte demnach den zulässigen Jahresgrenzwert überschreiten, der kurz nach dem Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami Mitte März von 100 auf 250 Millisievert erhöht worden war. Laut Tepco wurde bei 30 Arbeitern bereits eine Belastung von mehr als 100 Millisievert gemessen, die beiden Arbeiter wären aber die ersten, die die neue Höchstgrenze überschreiten. Sie hatten in den Kontrollräume in den Reaktoren 3 und 4 gearbeitet.

Hohe Jodwerte in Schilddrüsen

Äußerlich hätten die beiden Arbeiter zwar eine Belastung von unter 100 Millisievert, doch die erhöhten Jodwerte in ihren Schilddrüsen könnten die Gesamtbelastung auf über 250 Millisievert ansteigen lassen, sagte Tepco-Sprecher Junichi Matsumoto. Sie hätten aber keine akuten Symptome. Es solle auch geprüft werden, ob eine einzelne Jodtablette, die die beiden Arbeiter offenbar vorbeugend genommen hatten, einen ausreichenden Schutz vor der Belastung durch radioaktives Jod dargestellt habe.

Experten rieten zu Untersuchungen anderer Arbeiter, die außerhalb der Kontrollräume gearbeitet hatten und damit noch höherer Strahlenbelastung ausgesetzt gewesen sein könnten.

„Die Möglichkeit der Überschreitung der Grenze unterstreicht die Härte der Arbeitsbedingungen in dem Werk“, sagte der Leiter der von der Regierung eingesetzten Arbeitsgruppe für die nukleare Krise, Goshi Hosono. Er forderte Tepco ebenfalls auf, alle Arbeiter, die weiterhin in dem Werk arbeiteten, auch auf innere Strahlenbelastungen zu testen.

Japaner misstrauen Regierung

Die japanischen Behörden meldeten am Montag auch einen neuen Zwischenfall in Reaktor 5 des Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi. Eine Wärmeabfuhrpumpe war am Wochenende ausgefallen, das Wasser um den Reaktorkern war fast bis zum Siedepunkt erhitzt worden, bevor die Pumpe am Sonntag ausgetauscht werden konnte.

Eine große Mehrheit der Japaner misstraut einer Umfrage zufolge den Informationen ihrer Regierung über die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima. In einer am Montag veröffentlichten Erhebung des Fernsehsenders Fuji erklärten 81 Prozent der Befragten, sie hätten kein Vertrauen in die Regierungsangaben zu der nuklearen Krise. Fast 85 Prozent bescheinigten dem Kraftwerksbetreiber Tepco ein schlechtes Krisenmanagement.

Für die Umfrage wurden am Wochenende 1.000 Erwachsene befragt. Eine Fehlerquote wurde nicht angegeben. Sie liegt bei solchen Erhebungen in der Regel bei vier Prozentpunkten. (dapd)