Paris. In Paris eröffnete vor einigen Monaten ein Luxushotel für Hunde. In der Nobelherberge fehlt es den Vierbeinern an nichts. Sogar Fernsehen und Klaviermusik sind im Preis inbegriffen.
Seit der Eröffnung des vornehmen Hotels vor gut einem halben Jahr zählt „Monsieur Ulysse“ zu seinen Stammgästen. In der geräumigen Suite fühlt er sich pudelwohl. Mit besonders großer Leidenschaft glotzt er lustige Tiersendungen, die über den Bildschirm flimmern. Aber auch an spannenden Actionfilmen findet er Gefallen. Da Schlafen zu seinen absoluten Lieblingsbeschäftigungen zählt, nimmt er sich immer wieder Zeit für ein Nickerchen. „Ulysse“ ist kein Mensch, sondern ein drei Jahre alter Labrador. Sein Hotel liegt in Vincennes – direkt vor den Toren von Paris.
„Ulysse“ braucht sich um lästige Formalitäten, etwa das Bezahlen der Hotelrechnung, nicht zu kümmern. Das überlässt er stets seinem Frauchen. Zum Dank beglückt der Charmeur sie dafür mit seinem unwiderstehlichen Hundeblick. Das Hotel, in dem er residiert, ist laut Eigenwerbung die erste Luxus-Herberge für Hunde in Europa. „Wir haben die Idee aus Japan und den USA übernommen“, sagt Inhaberin Dévi Burun, die „Actuel Dogs“ zusammen mit ihrem Mann Stan betreibt.
Keine Spur von beklemmender Zwinger-Tristesse, keine Gitter. In dieser Nobelherberge leben die Vierbeiner mindestens wie zuhause. Eher besser. Das 200 Quadratmeter große Etablissement verfügt über sechs Zimmer, die sich höchstens zwei Gäste teilen. Echter Luxus sind die Suiten (45 Euro je Tag und Nacht). Nicht nur, weil sie fast doppelt so groß sind wie die anderen Zimmer (für 35 Euro). Sondern weil den vierbeinigen Gast (und seinen Besitzer) hier allerlei Bequemlichkeit erwartet: Das gemütliche Rattansofa, der Großbildschirm an der Wand mit viel Tier-TV, die Musikanlage, die wohltemperierte Klaviermusik à la Chopin und Mozart oder heiteres Vogelgezwitscher. Ein Highlight ist die „Doggy-Cam“: Wenn Herrchen auf den Seychellen entspannt und Sehnsucht nach Ulysse hat, klickt er sich via Webcam in seine Suite.
„Der wirkliche Luxus ist aber die Art und Weise, wie wir mit den Tieren umgehen“, erzählt Stan Burun, der sich auf Hundeerziehung und Verhaltensbiologie spezialisiert hat. Mindestens drei Stunden pro Tag streift er mit seiner Gäste-Meute durch die weiten Wälder von Vincennes, daheim im großen Spielzimmer des Hotels kitzelt er ihre Bewegungsfreude erneut mit allerlei Sportübungen. „Schade, dass viele Hundehalter sich ein Tier als Kind-Ersatz anschaffen und es dann vermenschlichen“, sagt Dévi Burun. Im Hause „Actuel Dogs“ erwartet sie das exakte Gegenprogramm: Hier darf, nein hier muss der Hund wieder richtig Hund sein. „Hier dreht sich alles darum, den Hund ins Gleichgewicht zu bringen“, erklären die Buruns ihre „Wellness“-Philosophie.
Auf Luxus der Kategorie „lächerlich“ wird – vom Hunde-TV abgesehen – ausdrücklich verzichtet. Schnickschnack gibt’s nicht. Dafür aber Massagen jeder Art – besonders für jene Gäste, die über altersbedingte Wehwehchen klagen oder gerade eine Hüftdysplasie-OP hinter sich haben. Im Sommer wollen sie das Schwimmbecken einweihen.
Der ist lieb
und tut nichts
Damit notorische Querulanten nicht den Hausfrieden stören, werden aggressive Gäste abgewiesen. Die hinlänglich bekannte „Mein-Hund-ist-lieb-der-tut-nichts“-Ausrede lässt Stan Burun nicht gelten. „Ich mache vorher bei jedem Hund einen Verhaltenstest“, sagt er. Angenehm für potenzielle Gäste ist der Verzicht auf jedwede rassistische Diskriminierung. „Bouboule“, die englische Bulldogge, zählt ebenso zu den Stammgästen wie „Dolce“, der lammfromme Staffordshire-Bullterrier.