Soest/Olpe/Düsseldorf. .

Die Ernährungswissenschaftlerin der Verbraucherzentrale in Düsseldorf hat am Telefon gut zu tun. „Viele Menschen sind besorgt und rufen an“, sagt Nora Dittrich. „Sie wollen zum Beispiel wissen, ob das Schälen der Gurken ausreicht.“

Reicht es nicht.

Nora Dittrich rät vom Verzehr ab, wenn das Gemüse nicht gekocht wird. Sie selbst „verzichtet vorsorglich“ in ihrem Speiseplan auf Tomaten, Blattsalate und Gurken. Sie folgt damit einer Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung, in ganz Deutschland auf den Verzehr dieser Gemüse zu verzichten. Dittrichs eindringlicher Rat „Wir müssen der Hygiene in der Küche mehr Aufmerksamkeit schenken.“

Mehr Sauberkeit in der politischen Diskussion über die Ursache der Ehec-Erreger wünschen sich die Landwirte. Sie wollen nicht Opfer der Spekulationen sein, landwirtschaftliche Anbaumethoden hätten die gefährliche Darmerkrankung gefördert.

„Gülle als Wirtschaftsdünger wird bei der Feldbestellung im Frühling vor der Saat ausgebracht“, sagt Günter Buttighoffer aus Wiblingwerde, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis. „Wir Landwirte halten penibel alle Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit ein. Das befreit die Verbraucher aber nicht von einem sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln.“

Der Landwirt verweist auf Dieter Häussinger von der Uni-Klinik Düsseldorf, der appelliert, sich im Haushalt verstärkt auf die hygienischen Grundregeln zurück zu besinnen: „Dass man sich die Hände wäscht, das Essen ordentlich durchkocht und Obst und Gemüse wäscht, bevor man es verwendet.“

Traurig und empört sind die heimischen Landwirte über die Entwicklung der öffentlichen Meinung bei der Suche nach den Ursachen.

Buttighoffer: „Es ist schade, wie schnell und bereitwillig die Schuld bei Lebensmittelproblemen bei den Bauern gesucht wird, ohne dass Ursachen erwiesen sind.“ Hans-Heinrich Bergkorn, Sprecher des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes in Münster, pflichtet bei: „Ein Drama. Die Zeche zahlen immer die Erzeuger.“

So bleibt der Salat auf dem Feld stehen, wird gar nicht erst vermarktet sondern vernichtet. „Beim Salat ist die Entwicklung extrem. Wir spüren eine sehr große Zurückhaltung bei den Verbrauchern“, sagt Christian Pielken, Geschäftsführer der Obst- und Gemüseabsatzgenossenschaft in Soest. Den wirtschaftlichen Schaden bislang siedelt Pielken im „sechsstelligen Bereich“ an.

Er hofft, dass sich die Lage am Wochenanfang wieder etwas beruhigt hat. „Jetzt, da es deutlicher geworden ist, wo die Ursachen liegen.“ Er rät allen Beteiligten zu besonnenem und ruhigen Handeln. „Alles andere schadet nur.“