Madrid. . Gleich zwei Erdbeben haben den Südosten Spaniens erschüttert. Mindestens acht Menschen sind ums Leben gekommen. Eine Spezialeinheit der Armee wurde ins Katastrophengebiet geschickt.

Einen Tag nach den zwei schweren Erdbeben in Spanien ist am Donnerstag das Ausmaß der Schäden deutlich geworden: In der am schwersten betroffenen Stadt Lorca im Südosten des Landes wurden zahlreiche Gebäude schwer beschädigt, Autos wurden von herabfallenden Trümmerteilen zerdrückt. Die Regierung in der Region Murcia erklärte unterdessen, es habe acht Todesopfer gegeben. Am Mittwoch war noch von zehn Getöteten die Rede gewesen.

Unter den Toten war nach Behördenangaben ein Kind. 167 Menschen wurden in Krankenhäusern behandelt, drei von ihnen waren in kritischem Zustand. Tausende Menschen verbrachten die Nacht aus Furcht vor Nachbeben im Freien. Sie suchten in Pappkartons Schutz oder legten sich einfach mit Decken auf den Boden. Am Donnerstagmorgen gaben Freiwillige in fünf Notunterkünften in Lorca heiße Getränke aus.

Menschen liefen in Panik auf die Straße

Das Epizentrum lag in der Nähe der Stadt Lorca mit etwa 90.000 Einwohnern, wo es die meisten Opfer gab. Mehrere Gebäude der Stadt, die etwa 150 Kilometer südwestlich von Alicante liegt, stürzten ein. An hunderten Gebäuden gab es schwere Schäden. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.

Das erste Beben der Stärke 4,5 auf der Richterskala hatte sich gegen 17 Uhr ereignet. Ein zweites, heftigeres mit der Stärke 5,3 kurz vor 19 Uhr. Die Beben waren sogar noch in der spanischen Hauptstadt Madrid, rund 450 Kilometer als leichtes Vibrieren zu spüren, auch wenn es dort keine Schäden gab. Die Erdstöße am Mittwochabend waren die schlimmsten seit Jahrzehnten in Spanien. Die Region Murcia am Mittelmeer gehört zu jenen Gebieten Spaniens, in denen am meisten Erdbeben registriert werden.

Die Menschen der Stadt Lorca liefen nach den Erdstößen in Panik auf die Straßen. Viele fürchteten, dass es im Laufe der Nacht weitere Nachbeben geben könnte. In Turnhallen und Schulen wurden Notquartiere eingerichtet, für hunderte von Menschen, die nicht in ihre Häuser zurückkehren konnten oder wollten.

"Das waren die schlimmsten Sekunden meines Lebens"

In vielen Häusern waren armdicke und meterlange Risse zu sehen. Die Polizei evakuierte am Abend ganze Straßenzüge, um weiter Opfer durch eventuelle Nachbeben zu vermeiden. Tausende von Menschen warteten am Abend auf den Plätzen und in den Parks der Stadt die weitere Entwicklung ab.

„Mein ganze Haus ist mit Rissen übersät, alle Möbel sind umgefallen“, berichtete eine Frau im spanischen Fernsehen. Eine andere Zeugin, die zwischen Trümmern ihres Hauses steht, aber unverletzt davon kam, sagte mit bleichem Gesicht: „Das waren die schlimmsten und längsten Sekunden meines Lebens.“

Vor allem die älteren Gebäude in der Altstadt wurden schwer beschädigt. Ein Kirchturm in der Altstadt stürzte ein. In einem Altenheim krachte eine Decke herunter. Auch in einem Krankenhaus gab es durch herabfallende Teile Dutzende Verletzte.

Straßen mit Trümmern übersät

Mehrere Straßen und Fußwege der Stadt waren mit Trümmern übersät. Vor allem, weil von vielen Gebäuden Dach- und Fenstersimse, Balkone sowie Fassadenteile herabstürzten. Etliche Autos wurden unter Trümmern begraben. Auch Brände brachen aus, offenbar durch Gasexplosionen.

Brücken, Tunnel und Straßen in der Region Murcia wurden ebenfalls beschädigt. Erdrutsche und Schäden wurden von der Mittelmeerautobahn A7 gemeldet, die nahe an Lorca vorbeiführt. Telefonverbindungen in die Region waren zunächst unterbrochen oder überlastet. Die spanische Regierung setzte am Abend das Militär ein, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen. (mit afp)