Ruhrgebiet. . Sportler wie Rubens Barrichello, David Beckham oder Felix Neureuther wurden schon damit gesichtet. Auch immer mehr Freizeitsportler tragen „Power Balance“-Armbänder. Sie schwören auf eine Leistungssteigerung durch das kleine Stück Plastik.

Es soll unglaublich gut tun. Ein Stückchen Plastik, geformt zu einem Armband, das unter dem Verdacht steht, die Energie im Körper auszubalancieren und die Leistung zu steigern. Die einen schwärmen von diesen „Power Balance“-Bändern, die anderen warnen vor Hokuspokus. Optisch wirken die Teile ungefähr so aufregend wie ein aufgepumptes Haushalts-Gummi. Eigentlich würde man sich kaum wundern, wenn so ein Ding im Überraschungsei auftauchen würde. Doch Sportler in aller Welt schwören drauf und legen es sich ums Handgelenk. Profis wie die jungen Skirennläufer Felix Neureuther und Viktoria Rebensburg machen sogar Werbung dafür.

Ist das die wundersame Kraft der Einbildung? Wissenschaftliche Bestätigungen zur Wirksamkeit der Sportarmbänder fehlen jedenfalls.

Power Balance wurde 2007 in Kalifornien gegründet. Anfangs warb das Unternehmen damit, dass die Plastikbänder, die mit zwei kleinen Hologrammen versehen sind, Flexibilität, Gleichgewicht und Stärke förderten. Aussagen, die der Hersteller später zurückzog und stattdessen zugab, dass es keine zuverlässigen Belege gibt. Christian Huser, Geschäftsführer von Power Balance Deutschland, sagt, es handele sich bei den Bändern um „ein Lifestyle-Produkt“. Er selbst wisse nicht, aus welchem Material die Hologramme hergestellt sind. Mit Magnetismus hätten sie aber nichts zu tun.

Schmuck oder Schmu – was steckt hinter den Bändern? Der Dortmunder Leistungsschwimmer Tom Schönmehl, Deutscher Vize-Meister in der Masters-Klasse, sieht’s pragmatisch: „Mir geht es einfach gut, wenn ich das Armband trage. Ich fühle mich entspannt, nichts bringt mich aus der Ruhe.“ Der 36-Jährige geht seit knapp einem Jahr ausgeglichen und munter durchs Leben. Damals hat er angebändelt. Seine Freundin Sabine hat ihm das Power-Armband geschenkt. Seitdem hat er es selten wieder abgelegt – und die Freundin auch nicht.

Heute ist Sabine seine Frau und die beiden haben ein Baby. Ob der familiäre Aufschwung etwas mit der Kraft des Armbands zu tun hat, sei dahingestellt. Tom Schönmehl, von Beruf Finanzplaner, sagt: „Ich bin kein Esoteriker und habe für die Wirkung keine Erklärung. Aber ich spüre einen Effekt.“ Bei Dehnübungen sei er nun leistungsstärker, und er hat einen Halbmarathon in unter zwei Stunden geschafft – „ohne Lauftraining“. Bei Schwimmwettkämpfen verzichtet er allerdings auf das Band, „zu viel Widerstand im Wasser“.

Über vieles lässt sich in Bezug auf Power-Balance diskutieren, aber eines ist klar: Der materielle Wert des Schmucks liegt näher beim Kronkorken als bei den Kronjuwelen. Sportwissenschaftler Markus de Marées vom Institut für Trainingswissenschaften der Sporthochschule Köln sagt: „Die Produktionskosten betragen einen Euro pro Band. Im Handel zahlt der Kunde knapp 40 Euro.“ Für die Wirkung hat er folgende Erklärung: „Man sollte den Placebo-Effekt nicht unterschätzen. Er kann in der Psyche einiges bewirken.“ Nach dem Motto: Man muss nur dran glauben. . .