Berlin. . Bei dem Besuch der niederländischen Königsfamilie in Berlin gelingt es vor allem Kronprinzessin Maxima, mit ihrem Charme zu überzeugen. Gemeinsam mit der Bundespräsidenten-Gattin Bettina Wulff besuchte sie eine Oberschule in Charlottenburg und erklärte, was ein Gläubiger ist.
Da kommen sie ja endlich. Groß, blond, Ende dreißig. Und auch der Lebenslauf ist ähnlich: Karriere, Kinder, Staatspflichten. Die holländische Kronprinzessin Maxima und die deutsche Präsidentenfrau Bettina Wulff könnten ein gutes Team abgeben – aber die Spielregeln gehen anders, beim Damenprogramm am zweiten Tag von Königin Beatrix’ Deutschlandbesuch.
Die Zehntklässler der Charlottenburger Friedensburg-Oberschule spielen an diesem Mittwochmorgen mit ihren hohen Gästen heiteres Begriffe-Raten. Gesucht werden Ausdrücke aus der Finanzwelt. Die haben sie gerade durchgenommen, und jetzt soll Maxima, die Bankerin und UN-Sonderbotschafterin, das Wort „Gläubiger“ erklären, ohne es zu benutzen. Klar, macht sie da mit. Und rollt mit gespielter Entrüstung die großen Augen, als trotzdem am Ende die Gruppe mit Bettina Wulff gewinnt.
Maxima braucht solche Siege nicht. Sie hat längst die ganze Schlacht gewonnen. Warmherzig und lachlustig läuft sie durch den Berliner Regen von Termin zu Termin, in geradezu absurd dünnen Kleidchen, dafür mit sensationell großen Hüten. Die meisten Holländer lieben diese Bürgerliche mit den argentinischen Wurzeln, sie sind stolz auf ihr soziales Engagement, erliegen ihrem umwerfenden Charme. „Sie ist ein Naturtalent“, sagt die Hofexpertin Reinildis van Ditzhuyzen, „das beliebteste Mitglied der Königsfamilie.“
„Ich hatte kein Sparschwein“
Anfang der Woche ist Ariane, die jüngste Tochter des Kronprinzenpaars eingeschult geworden, jetzt sitzt die Mutter selbst in der Schule und wird von den 16-Jährigen gelöchert: Ob sie früher auch ein Girokonto hatte? „Nein, ich hatte ein Sparschwein“, sagt Maxima und lacht breit. Das seien eben andere Zeiten gewesen. „Es gab nur den Walkman und es gab auch nur einen Jeanstyp, der gerade Trend war.“ Die 39-jährige Prinzessin schaut zur 37-jährigen Bettina Wulff hinüber. Die nickt. „Wir hatten einfach nicht so viele Verführungen wie ihr.“
Seit neun Jahren sind Maxima und Kronprinz Willem-Alexander verheiratet, die beiden haben drei Töchter: Amalia, Alexia und Ariane. Beatrix’ Schwiegertochter ist keine Volksheilige wie Lady Di, aber auch kein so kühler Typ wie die Norwegerin Mette-Marit. Sie zieht sich spektakulär elegant an, wirkt aber trotzdem wie ein praktischer, zupackender Kumpeltyp. Und auch wenn in Berlin immer mal wieder ein niederländischer Journalist betont, dass sie ja nicht die künftige Königin sei, sondern nur die Frau des Königs – sie sind doch großzügig, die Holländer: „Wir werden sie natürlich trotzdem so nennen.“
Mittagessen mit 15 Jugendlichen
Zwei Stunden später, neuer Ort, neues Kleid. Am Morgen hat Königin Beatrix den üblichen Gang durchs Brandenburger Tor wegen des Regens geschwänzt. Bevor es an diesem Nachmittag ins raue Neukölln geht, ist die Monarchin jetzt mit 15 Jugendlichen der Nachwende-Generation im Palais am Festungsgraben zum Mittagessen verabredet. Die Prinzessin und die Präsidentenfrau setzen sich zu den jungen Leuten an den Tisch. Am Abend zuvor, beim Staatsbankett, hatte das Protokoll die Holländerin und die Deutsche neben die beiden Alt-Bundespräsidenten Horst Köhler und Roman Herzog platziert.
„Ich werde bestimmt als erstes das Besteck fallen lassen“, flüstert Sascha Rutzen aus Wanne-Eickel. Der 19-jährige Abiturient soll direkt neben Königin Beatrix sitzen. Und was hält er davon? „Von Königinnen? Ach, ich finde das nicht ganz zeitgemäß, aber schön.“ Klingt wie eine Steilvorlage für Maxima.