Ruhrgebiet. . Allergiker haben die Nase voll: Sie schnauben und weinen, weil sie von den Pollen gequält werden. Experten geben Tipps, wie man sich gegen Angriffe aus der Luft wehrt.

Sie sind zwar winzig klein, aber trotzdem total gemein. Die Pollen. Sie leben hier, mitten unter uns. Bei diesem warmen Frühlingswetter werden sie wild. Allergiker reagieren auf den Angriff der bekannten Flugobjekte mit triefender Nase, tränenden Augen und gereizten Schleimhäuten. Das kribbelt, juckt – und nervt.

Etwa jeder sechste Deutsche leidet an Heuschnupfen, schätzen Experten. Besonders viele plagen sich mit Birkenpollen herum. Und die haben jetzt Flugsaison. Während Erle und Hasel sich schon wieder aus dem (Blüten-) Staub gemacht haben, verbreitet sich die Birke gerade in Windeseile. Birkenpollen zählen außerdem zu den Hauptauslösern einer Asthma-Form, die mit Heuschnupfen beginnt.

Als lebensbedrohlich gilt Heuschnupfen nicht. Ungefährlich ist er trotzdem nicht. Schon allein, weil er die Lebensqualität extrem einschränken kann. Pollenallergien sind längst ein Ganzjahresthema. „Wegen der Klimaveränderungen fliegen sie nahezu von Januar bis November durch die Luft“, sagt Prof. Eckard Hamelmann, Sprecher des „Allergie-Centrums Ruhr“, das an der Ruhr-Universität angesiedelt ist. Ein Blick auf den Pollenkalender zeigt: Zum Beispiel die Brennnessel treibt bis in den November hinein ihr Unwesen.

Heuschnupfen-Patient kann man in jedem Alter werden. Laut Hamelmann ist es möglich, schon als Kleinkind Allergien zu entwickeln, die man nie mehr los wird. Aber auch noch mit 50 oder 60 kann das lästige Gräser-Niesen zum ersten Mal losgehen. Hamelmann hat viel zu dem Thema geforscht. Er sagt, dass das Immunsystem und damit die Neigung zu allergischen Reaktionen früh im Leben geschult werden. So seien Kinder, die in einem bäuerlichen Umfeld groß werden, weniger anfällig für Allergien – weil ihr Immunsystem trainiert wird. „Es wird geforscht, wie dieser Bauernhof-Effekt nachgestellt werden kann.“

Was nicht bedeutet, dass jeder Pollen-Allergiker zum Landwirt umschulen muss. Naturheilkunde und Schulmedizin bieten diverse Behandlungsmöglichkeiten, die vorbeugen oder die Symptome bekämpfen. „Gerade bei Allergien gegen Gräser und Birken kann den Patienten gut geholfen werden. Die Erfolgsquote liegt bei 80 bis 100 Prozent“, sagt Dr. Michael Ardabili, Vorsitzender des Vereins Dermaticon, in dem sich 24 Hautärzte aus dem Großraum Bochum zusammengetan haben.

So gibt es in der Schulmedizin eine Art Anti-Heuschnupfen-Impfung: „Dabei werden Antikörper aufgebaut, die wie eine Polizei im Immunsystem die bösen Pollenangriffe abwehren.“ Bei einem akuten allergischen Anfall hilft diese Prophylaxe natürlich nicht. „Augentropfen oder Nasenspray, mit oder ohne Kortison, schaffen dann Abhilfe“, sagt Ardabili.

Auch die Naturheilkundler haben in diesen Wochen häufig mit Pollen-Allergikern zu tun. Der Dortmunder Heilpraktiker Thomas Steckelbrock behandelt diese Fälle mit Akupunktur nach der traditionellen chinesischen Medizin. „Eigenblut- oder Eigenurin-Therapien werden ebenfalls eingesetzt.“

Nach dem Regen lüften

Aber auch mit ihrem eigenen Verhalten können sich die Allergiker viel Gutes tun. Der Schulmediziner rät ebenso wie der Heilpraktiker, beim Betreten der Wohnung die Kleidung zu wechseln und abends zu duschen und die Haare zu waschen, damit die ungeliebten Pollen nicht mit ins Bett kriechen. Weiterer Tipp: Nur dann lüften, wenn in der Region der Pollenflug minimal ist. Oder direkt nach einem Regenschauer, denn Wasser macht die Pollen träge. Infos gibt es über das Internet bei der Pollenflugvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (www.dwd.de/pollenflug).